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1. Die in der Nürnberger stadtbibliothek befindliche handschrift[1], welche hinsichtlich des kritischen wertes den drei anderen weit vorzuziehen ist, wenn schon letztere der abfassungszeit nach älter sein mögen.

Diese handschrift schließt sich an den bis jetzt nicht bekannten codex archetypus unbedingt weit näher an, als die übrigen, indem sie bessere lesarten, besonders bei den eigennamen, und eine größere vollständigkeit des textes bietet und überdies bei ihr die einzelnen kapitel in einer mehr systematischen ordnung auf einander folgen.

In der vorrede zur ausgabe von Neumann[2] wird irrtümlich mitgeteilt , daß diese Nürnberger handschrift verloren gegangen sei; hingegen wird sie bei Tobler wider erwähnt. Telfer führt zwei Nürnberger handschriften an und unterscheidet diese wirklich vorhandene von der bei Neumann als verloren bezeichneten; zu dieser ansicht wurde er durch einen (partial-) katalog der Nürnberger bibliothek[3] bestimmt, worin unter nr 66 ein sammelband von handschriften (darunter Schiltberger) verzeichnet ist, welcher sich nicht vorfindet. Höchst wahrscheinlich haben wir es aber hier bloß mit einem irrtum beim katalogisieren zu thun; denn die einzelnen bestandtheile dieses kollektivbandes, welche im katalog aufgeführt sind, stimmen ganz genau mit dem inhalt eines anderen sammelbandes, nr 34, überein, welcher sich wohlerhalten in der bibliothek befindet und der u. a. auch unseren wertvollen Schiltbergercodex enthält. Da außerdem auch Panzer nur eine handschrift und zwar die hier erwähnte aufführt, so ist man zu dieser annahme wohl doppelt berechtigt.

Von dieser Nürnberger bandschrift weichen nun die drei anderen bedeutend ab. Dagegen stehen sie unter sich in engerem zusammenhang und gleichen sich vollständig hinsichtlich der reihenfolge und abteilung, sowie des inhalts der einzelnen kapitel; abgesehen von einigen durch ein versehen bewirkten auslassungen zeigen sie nur hinsichtlich der lesarten teilweise eine verschiedenheit. Sie müssen deshalb eine vorlage benutzt haben, welche ohne das medium des Nürnberger codex mit dem archetypus in verbindung stand. Leider sind nur zwei von diesen handschriften vollständig auf uns gekommen, während die dritte unvollendet geblieben ist. Jene ersteren reihen sich hinsichtlich


  1. Papierhandschrift des 15 jahrhunderts in groß quart, aus 60 blättern bestehend. Sie befindet sich in einem starken sammelband gemeinschaftlich mit drei anderen handschriften, den reisewerken des hl. Brandan, des Johann von Montafilla und des bruders Ulrich von Friaul; am anfang ist eine ausgabe von Marco Polo (Augsburg 1481 bei Sorg) beigebunden.
  2. Sieh nachher IV, 3.
  3. Bibliotheca sive supellex librorum etc. Nuremberg.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/155&oldid=- (Version vom 8.12.2022)