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daz in der Machmet hat geben und das han ich nur von den haiden vernommen; sie haben noch mer gesatz, das ich nit wayß noch vernommen han von in.


57. (53.) [Jesus nach der vorstellung der Mohammedaner.]

[D]ie haiden glauben, das Jhesus von ainer jungkfrauen geporen sei worden, und nach der gepurt jungfrau sey pliben; auch glauben sie, do Jhesus geporen wardt, do rett er mit seiner mutter und tröst sie. Sie glauben auch, das Jhesus der höchst prophet sey Gottes unter allen propheten und hab nye chain sünd than; sie glauben nit das Jhesus gekreutzigt sey worden, es sey ain ander gecreutzigt worden, der war im gleich; darumb sprechen sie, die Christen haben ain pösen glauben, das sie sprechen das Jhesus gecreutzigt sey worden, wann er was Gottes liebster freundt und hett nye chain sündt gethan; so wer Got nicht ain rechter richter, wann daz Jhesus getöt sollt werden umb unschuld[1]. Auch wann man mit in redt von Got dem vater und sun und heylgen gaist, so sprechen sie: „Es sein trey person und nicht ain Got.“ Wann ir puch Allkoron sagt nicht vonn der trivaltigkaitt. Wann man spricht, das Jhesus sey ein wort Gottes, so sprechen sie: „Das wißen wir wool, das [er] Got[s] wort gesprochen hat; anderst er war nit Got.“ Auch wann man zu in spricht, das die weyßhait sey der gottessun, der von ainem wort von der jungkfrauen Maria geporen wardt, da[s] ir der engel küntet, [und] das was von aines wortz wegen, das wir alle wüssen ersten und für gericht chamen, so sprechen sie, es sey war, das wider das wort Gottes nymant mag widersten; auch sprechen sie, das die sterck von dem wort Gottes nymandt müg erchennen; und darumb spricht ir puch Allkoron und gibt in zaichen pey dem wort, das der engell zu Maria sprach, das Jhesus von dem wort Gots geporen würd. Sie sprechen, das Abraham Gottes freunt sey gewesen und Moyses Gotts prop[h]ett und Jhesus sey das wort von Got und Machmet sey gewesen der war pot von Got; sie sprechen auch, das Jhesus von den vieren der


  1. Nach mohammedanischer anschauung steht die kreuzigung Christi im widerspruch mit der gerechtigkeit gottes, »der keinen menschen für die sünden eines andern büßen lässt.« Wie im Koran steht, wurde auch nicht Christus, sondern statt seiner ein ungläubiger Jude gekreuzigt, welchem gott die gestalt Christi verlieh (Weil, Mohammed s. 235).
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Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)