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nicht gesehen mag, man hört es nur seusen; und in dem selben tal ist des obgenanten recken schinpein ains gelegt zu ainer prücken[1]; und wer dohin chömpt reyttend oder geend, der muß durch das schinpein außzihen; es ist auff ainer straß do chauffleut hinchomen und da durchzihen, wann es ist gar eng in dem selben pirg, das man chain weg anders mag gehaben, dann den selben weg; und das pain schätzen die haiden ein ferrsengch; ein ferrsengh ist als vil als ein gutter pogenschuß oder mer; und doselbst nympt man zol von den chauffleutten und von dem selben zol kaufft man paumöl und salben das pain damitt, das es nicht erfaul. Es ist nicht lange zeitt, das ein soldan[2] hatt ein prücken lassen machen pey dem pain; doch ist es mer dann zwaihundert jar, das die prück gemacht ist worden, wann die jarzal steet geschrieben an der prücken; und die prücken hatt er darum gepaut, wann ein groß volgk dar chompt als[3] einher, das man über die prücken zich und nicht durch das pain; aber wer durch wunders willen durch das pain will zihen, der mag es wol thun und von obentheur wegen, das er davon müg gesagen; und das ist hie zu land ein unglaublich ding unnd ist sicher also.


48. (45.) [Die verschiedenen heidnischen religionen.]

[D]ie haiden haben fünfferlai glauben.

Der erst glauben ist das ettlich glauben an in, der hatt gehaissen Ali[4] und ist ein grosser ächter der Christen gewesen.

Der ander glaub ist, das sie glauben an ain hatt gehayssen Molva[5] und der ist ein haydnischer priester gewesen.

Der tritt glaub ist, das ettlich glauben als die heylligen drey


  1. Bruun verlegt die hier im text angeführte »mit baumöl bestrichene und deshalb von einem vermoderten riesenknochen nicht leicht zu unterscheidende (alte) brücke« in die nähe der beiden ehemaligen festungen Kerak und Schaubek in der sog. Araba, südlich vom roten meer. Mit mehr berechtigung werden wir wohl an eine natürliche felsenbrücke denken dürfen, welche durch ein naturspiel die form eines menschlichen beines darbot.
  2. Mit aufbietung vielen scharfsinnes kommt hier Bruun zu dem ergebnis , daß der ägyptische sultan Alkamil, der neffe Saladins, der erbauer der neuen brücke war.
  3. bisweilen (?).
  4. Die Schiiten, welche den vierten khalifen Ali für den rechtmäßigen nachfolger des propheten erklären.
  5. Der molla Hassan, stifter der Assassinensekte (Bruun).
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/089&oldid=- (Version vom 1.8.2018)