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so man sie in der welt mag finden, die haist zu Sant Sophia und ist alle mitt pley überteckt und man ersicht sich in der kirchen an der maur als in einem spigell als clar und als vein ist es gemacht von merbell und mit lasur an der maur. In der kirchen da ist ir patriarch inn mit seiner pristerschafft und do gent die Chriechen und all, die dem patriarchen untertan sein, kirchverten dohin als wir gen Rome. Da der chaiser Constantinus die chirchen volpracht het[1], da hatt er zu ainer pesserung der kirchen fünff gülden scheuben mitten hoch oben in der kirchen in das gewelb machen lassen und ein ydliche scheuben ist als groß und als tick als ein mülstain. Aber der chaiser Janol[2] hat ir zwu herab genomen in dem grossenn chrieg, den der Weyasit, der thürckisch chönig, het mit im, wann er lag siben jare vor der stat Constantinopel; und pei dem selbigen chönig was ich die selbigen zeit in der Thürckey. Und die drey scheuben hab ich gesehen in der kirchen; es hatt auch die kirch Sant Sophia treu hundert thür und die hundert sein alle vonn messing.

Zu Constantinopel pin ich treu monadt gewesen in des patriarchen hauß; aber man wolt mich und mein gesellen nicht umbgeen lassen in der stat, wann sie forchten, die haiden würden uns erkennen und würden uns dann vodern an den chayser[3]. Darumb mocht ich die stadt nicht recht geschauen, wann der chaiser hett uns auch verpoten, das wir nicht außgiengen; aber pyßweylen gingen wir mitt deß patriarchen dynern auß spacirenn.


31. (59.) [Die religion der Griechen.]

Die Chriechen glauben nicht an die heylligen trivaltigkaitt[4];


  1. Die seiner zeit von Konstantin erbaute kirche brannte nieder, worauf Justinian den jetzigen bau aufführen ließ.
  2. Janol ist die türkische namensform für Johann. Es ist hier wahrscheinlich der despot Johannes von Selymbria gemeint, welcher als titularkaiser an stelle seines oheims, Manuels II, die regierung führte (1399 bis 1402), während dieser im abendland hülfesuch und umherreiste. Die einschließung der griechischen hauptstadt durch Bajasid erfolgte unmittelbar nach Manuels thronbesteigung (1391) und dauerte bis zum Mongoleneinfall.
  3. In Konstantinopel befand sich zu dieser zeit bereits eine türkische kolonie, welcher die erbauung einer moschee und die einsetzung eines imams sowie eines kadi hatte zugestanden werden müssen (Rehm s. 1065).
  4. Es ist hier offenbar zu ergänzen: »in der weise, wie die römische kirche«,
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/053&oldid=- (Version vom 1.8.2018)