restlichen 20% bestehen aus solchen, deren Stellung u. Existenz gefährdet war, sodaß sie auf Abholung lieber verzichteten, ferner aus solchen, die es einfach wirklich nicht nötig hatten u. schließlich aus wirklichen Anhängern der Partei. Diese mögen wohl mit 5% nicht zu hoch geschätzt sein. Es ist das Ganze eine eklatante Niederlage für die Partei u. die Regierung.
Heute wurde das zweite Zirkusbild fertig, dem ich den Namen, „Zirkusbuden“ gegeben habe. Es ist in der Komposition nicht schlechter, eher reicher als das erste u. sehr stark in der Farbe, während das erste farbig etwas matt ist. Es ist also eher besser als das erste, jedenfalls viel wirkungsvoller u. geeignet zur nächstjährigen Juryfreien. – Nachdem ich das Bild fertig hatte, habe ich gleich das frühere Bild „Nächtliche Straße“ nochmals vorgenommen. Das Bild ist gut, nur waren die Autos, besonders das im rechten Vordergrunde, zu „richtig“ gezeichnet. Das Wesentliche an solch einem nächtlichen Straßenbild ist ja gerade die Unwirklichkeit, alle Formen sind da zerrissen u. gehen ineinander über. Das habe ich jetzt hineingebracht u. ich finde es jetzt recht gut.
Den gestrigen Tag habe ich mit meinem Durchfall zugebracht, aber ich habe trotzdem garnicht schlecht gemalt. Heute geht es mir viel besser, aber ich bin vorsichtig u. habe wie gestern zu Mittag nur Reis gegessen.
Anni hat heute für Bettinchen einen Trainingsanzug gekauft, dunkelblau mit Rot am Hals u. an den Aermeln. Er ist ihr zwar viel zu groß, aber mit einigen Aenderungen wird er sehr niedlich für sie sein.
Heute hat Elisab. das letzte der Bilder für ihr Arztzimmer in Wuhlgarten mitgenommen. Sie hat nun vier Oelgemälde u. vier Zeichnungen dort, ihr Zimmer wird nun wohl die Sensation von Wuhlgarten werden.
Heute vormittag holte ich endlich mit Hilfe von Karl-Heinz die abgelehnten Bilder der vorjährigen Deutschen Künstlerbund-Ausstellung in Köln, die nun schon über ein Jahr in der Hochschule f. bild. Künste am Steinplatz standen. Das kleinste dieser Bilder, „Grüner Kahn“, hatte ich schon früher allein geholt, es waren aber noch die drei größeren Bilder „Schachspieler“ „Dorfeinfahrt“ u. „Fließ“ übrig, alle gerahmt u. daher sehr schwer, es war eine schreckliche Schlepperei u. ich bin ganz erschöpft davon. – Am 24. Aug. muß ich nun noch das Bild aus der Juryfreien abholen, aber das ist leichter, weil da nur dünne Leisten darumgeschlagen sind. – Karl-Heinz wird heute oder morgen
Hans Brass: TBHB 1953-08-18. , 1953, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1953-08-18_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.3.2024)
