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Nach dem, was sie erzählt, tun die Engländer wirklich sehr viel, um den Deutschen zu helfen, besonders den Kindern, aber auch den Frauen, die bei ihnen irgendwie beschäftigt u. im Dienst sind. – Es war sehr interessant, diese Dinge zu hören, fatal ist bloß die dumme Art, in der Paul seine Torheiten zum Besten gibt.

     Es ist mir mit viel Leukoplast gelungen, meinen Tabakpfeifenkopf wieder zusammen zu bringen.

     Das Leben der hl. Theresia beschäftigt mich sehr. Ich lese es sehr langsam u. gründlich u. abends von 1/2 11 Uhr an, wenn wieder Licht ist, lese ich Martha daraus vor, wobei auch Frl. v. Tigerström zuhört. Ich verstehe jetzt erst, daß das, was die Heilige die 2. Stufe des innerlichen Gebetes ist u. sie Gebet der Ruhe nennt, dasselbe ist, was ich erstmalig unmittelbar nach meiner Firmung erlebte, dann jedesmal während der Exerzitien u. zuweilen auch sonst nach der hl. Messe u. Kommunion. Das Wort „Gebet“ hat mich bisher immer irritiert, es ist vielmehr ein seelischer Zustand, der mehr oder weniger lange anhält u. eigentlich mit dem, was wir unter Gebet verstehen, nichts zu tun hat, da wir unter „Gebet“ ja immer die Vorstellung von einem eigenen Tun haben wie beim gewöhnlichen Wortgebet. Seitdem ich das nun verstanden habe, ist mir die ganze Sache sehr viel klarer geworden.

Dienstag, 21. Januar 1947.     

     Heute erhielt ich von Herrn Edgar Zieger aus Sellin die 1000,– Rm. für den Pfarrer von Ars. Das Geld ist lt. Abschnitt am 17.12.46. von Herrn Z. in Sellin eingezahlt worden, jedoch ist der Poststempel vom 11.1.47. – Ich habe Herrn Z. den Empfang sofort bestätigt u. ihm dies mitgeteilt. Ebenfalls habe ich sofort an Frau Dr. Riemenschneider geschrieben, daß sie das Bild nach Sellin schicken möchte. –

     Heute Vormittag habe ich an Hand meiner Tagebücher einen Katalog meiner Bilder seit Juni 1944 angelegt. Ich habe die chronologische Reihenfolge ganz leicht feststellen können, nur das kleine Bild „Apokalyptischer Einbruch“ ist mir entgangen, doch kann ich es leicht nachtragen. Nach diesem Katalog habe ich bis jetzt achtunddreißig Bilder gemalt.

     Nach langer Zeit erhielt ich heute wieder mal eine Nachricht von Dr. Krappmann.

Mittwoch, 22. Januar 1947.     

     Habe heute die Anlage eines neuen Bildes begonnen, die beiden Herren, die sich eine Zote erzählen. Ich glaube, daß es gut wird.

     Nachmittags brachte mir Frau Burgartz eine Tabakpfeife ihres Mannes, die er nicht mehr braucht, da er das Rauchen aufgegeben hat. Gestern hat sie eine große Portion Tabak, selbstgebaut, gebracht, ein Pfund, wofür sie von uns Butter erhält. Die Tabakpfeife ist von bester Qualität, wie ich noch nie eine besessen habe.

     Das Leben der hl. Theresia nimmt mich immer mehr gefangen, sie kann vielleicht meine besondere Schutzpatronin werden.

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Hans Brass: TBHB 1947-01-20. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-01-21_001.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2025)