entwickle den Kochplan nebst Aufzählen von wieviel Kräutern u. Kalorien, die ich ihm einverleiben werde. „Gut! gut! Ja, das gibt Kraft. Weißt Du. wir müssen das so zusammenstellen, daß ich wieder hochkomme.“ Er gibt sich große Mühe, immer wieder mal einen Schluck zu trinken. Es geht nur in großen Pausen.
H. H. Erzpriester/Stralsund hat sagen lassen, daß Pfr. v. Hülsen frei sei u. nach seiner Meinung kommen könnte. Nun wartet A., es geht in der Vorfreude besser.
Der kl. Axel 1 1/2 Jahre alt, guckt mal mit seinem Lausbubengesicht herein zur Tur, läuft stamm zu seinem Bett hockt sich vor ihn hin mit schiefem Kopf, feixend, wie er so oft mit Onkel Pfr. gemacht hat. „Mh?“ – Der lächelt wohl, kann aber nicht mehr sprechen. Dann guckt Detlef, 4 Jahre herein, winkt ihm: „Schw. Gertrud, Du sollst mal herauskommen“. Alles kl. Freuden, für die er dankbar ist.
Statt H. H. Pfr. v. Hülsen, der selbst krank im Krankenhaus liegt, kommt H. H. Pater D. – A. ringt die Enttäuschung nieder. „S'ist gut, sag ihm bitte, er möcht mir gleich die hl. Oelung spenden.“
Nach der hl. Handlung, die er ganz wach verfolgte, flüsterte er mir zu: „Ich bin so glücklich!“ Mit Tränen in den Augen: „Die Muttergottes von Barth verläßt mich nicht“
29.5.45. Eine böse Nacht. – Sind sie alle zu Haus?“ – „Ja“ – „Die Kinder auch?“ – „Aber jetzt schlafen sie alle.“ – Die Unruhe wuchs. Anfall auf Anfall. „Wie spät ist es?“ Kann ich schon kommunizieren?“ – „Es ist noch ganz dunkel draussen. Wir dürfen bei unserer Nachbarschaft keinen Lichtschimmer sehen lassen. Wir müssen noch etwas warten. Gar so früh werde ich auch den Pater nicht rausholen dürfen.“
Bis kurz vor 5 Uhr wartete ich, dann ging's nicht mehr. 5 Uhr: Bitte, Herr Pater, kommen Sie, es geht so schlecht, mein Bruder bittet so sehr um die hl. Kommunion.“ – „Wie? Ja, ich komme!“ – 5:35 Uhr: „Bitte, Herr Pater, beeilen Sie sich doch, es geht so furchtbar schlecht.“ - Wie? Ja, ich komme doch schon!“ – Endlich, kurz vor 6 Uhr war er so weit. Ich sagte, daß A. nur noch winzige Partikelchen schlucken könnte. Er vergaß es wieder, sodaß mich ein angstvoller Blick A.'s aufmerksam machte, als er die ganze Hostie sah u. ich nochmal bitten mußte.
Dann wurde er ruhiger. – Vormittags Trauung von Marianne L., ein liebes Mädel, die sich alles so ganz anders nach Vereinbarung mit A. vorgestellt hatte, war eine etwas wehmütige Braut. – Der Tag verlief wie immer unruhig. A. fragte nach Marianne. Die Nacht ebenso unruhig.
30.5.45. Nach langem vergeblichen Ueberlegen wegen der Unsicherheit unterwegs, wen nach Stralsd. Bescheid schicken, entschließt sich Schw. Maria zu fahren, um A.s Wunsch um Beistand eines der befreundeten Mitbrüder dort erfüllen zu können u. für hier noch um Hilfe zu bitten. Die Not wird immer größer. Wohl sieht A. großmütig über alles drüberweg, daß nur überhaupt jemand da ist, aber es tut doch weh, als er leise nachdenklich sagt: „Ein Priester, der mit Zigarettenfingern die hl. Kommunion und Oelung spendet ....“
Hans Brass: TBHB 1946-12-28. , 1946, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-25_005.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2024)