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Ungeduldig durch das lange Warten nimmt der Offizier A. sofort mit nach draussen. Kurze, knappe Forderung, daß bis morgen früh von Kirche ab in breiter Front bis schräg gegenüber ein hoher Bretterzaun mit großem Tor zu errichten sei von uns, Kirche müßte sonst sofort geschlossen werden. Einwände unmöglich.

     Ich laufe, um Bretter u. Leute zum helfen. Die Beichtleute werden nachhause geschickt. Sie begreifen nicht. Wir bitten um ihre Hilfe. Vergeblich. ..?.? zum Pfingstsonnabend Abend niemand zu haben zur Hilfe. Eine Handvoll Bretter nur. A. beginnt mit 2 Jungens u. 2 Männern mühselig. Als die anderen Russen sahen, wie er sich schleppte u. wie wir den besten Willen zeigten, aber nichts besaßen, fingen sie selbst damit an u. schickten uns fort. Pfingsten stand der gesamte Zaun. Dahinter Gefängnis, GPU. Alle Häuser, Krankenhaus mußten geräumt werden bis zu uns.


20/21.5.45 Pfingsten: Viel Gottesdienstbesucher, viel zu tun. Generalabsolution. Das Leid, die bittere Not überall so groß, soviel Trost war nötig. – A. hielt sich eisern. – Abends Erschöpfung. Im Haus keine Ruhe durch die vielen Flüchtlinge u. andere Menschen. Jeden Abend stellen sich noch mehr Hilfesuchende mit Kindern u. Säuglingen ein zum Schlafen. Strohsäcke, Matratzen. Sessel u. Liegestühle reichen nicht aus. Sie liegen dicht nebeneinander auf der Erde auf Teppichen, Decken, Läufer, Mänteln. Jeder Raum überbelegt. Um jeder Gefahr auch bei Nacht begegnen zu können, wachen A. u. ich fast beständig. Fenster u. Türen besonders gesichert, Alarmzeichen mit allen verabredet u. Verhaltensmaßregeln. Das Toben an den Türen macht alle entsetzt auffahren, sonst aber schlafen sie erschöpft u. hören kaum den Spuk an Fenstern .?.

22.5.45. Mehrere aufregende Besuche, wenn auch freudiger Art .?.?. die aus furchtbaren Aufregungen u. Nöten vom Herrgott wieder heil u. wunderbar beschützt .?. geführt wurden u. sich bei uns erst mal ausruhen mußten. A. ist totmüde. – Er legt sich nachmittags etwas in sein Schlafzimmer, das ich nicht, wie er gewollt, auch noch mit Jungen belegen ließ. Zum Abendtisch klopfe ich wie immer. Keine Antwort – ..? – – Ich finde ihn in furchtbaren Herzkrämpfen. Eile mit heißen Kompressen usw. Nach Stunden Besserung. – Er verlangt, ich solle mich die Nacht hinlegen, er wolle mir nach unten klopfen, wenn was wäre.

23.5.45. Die Nacht war schlecht. Trotzdem ich so gut wie nicht schlafe klopft er nicht, um mich nicht holen zu müssen. Am Tage weitere Anfälle. Arzt kommt nicht.

24.6.45. Ich wage es nicht, die Nacht in seinem Zimmer zu bleiben, wenn er es nicht will. Gegen 1/2 12 Uhr höre ich über mir, daß es sehr schlimm sein muß, laufe hinauf. Qualvollste Herzkrämpfe, Todesängste!

Der so schreckliche Herd in der Küche streikt wie immer. Ich brauche so dringend heißes Wasser zur Linderung, heiße Krampftees Nacht für Nacht... Sowie die heiße Packung aufs Herz kommt, einen Augenblick Linderung, dann wieder von neuem Anfälle. Die .?. Nacht die Qual, dazu die Atemnot!

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Hans Brass: TBHB 1946-12-28. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-25_002.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2024)