in der Jägerstraße so unzureichend wären, daß sie seiner Meinung nach für eine Kollektiv-Ausstellung nur wenig geeignet wären, – abgesehen davon, daß sie im russischen Sektor liegen u. dieser Sektor mindesten von Engländern u. Amerikanern boykottiert würde. Als Sekretär im Kulturbunde ist nicht mehr Herr Damrow tätig, sondern für ihn ist Herr Hörisch eingetreten, der Schwiegersohn von Franz Triebsch. Herr Hörisch war sehr nett zu Fritz u. hat ihm zu verstehen gegeben, daß seiner Meinung nach weder der Kulturbund, noch irgend ein Kulturamt für mich die richtige Stelle wäre, es wäre besser, wenn ich auf dem Pan einer Kollektiv-Ausstellung verzichtete u. lieber im privaten Kunsthandel ausstellen würde mit einigen wenigen Bildern. Das scheint mir richtig zu sein. – In Zehlendorf ist Fritz nicht gewesen, er hat nur mit Hoffmann telephoniert, der aber in der Sache auch noch nicht weitergekommen ist. – Positiver ist Justus Schmitt, – der mir heute den Katalog der Dresdner Kunstausstellung sandte –, u. der mit Fritz in Sorg's Auto herkommen wollte, woraus nun leider nichts geworden ist. Er ist liiert mit einer berliner Kunsthandlung. – Bremer oder so ähnlich am Südwestkorso –. Er ist interessiert an meinen Bildern u. wollte mit mir das Notwendige besprechen, wenngleich da eine Ausstellung erst zum Frühjahr in Frage kommt. –
Von Petersen kam ein Telegramm, wonach auch er noch nicht weitergekommen ist. –
Morgens hl. Messe mit P. Beckmann, der nun den Dechanten Pich von Wustrow fortnehmen will. Er will gleich nach Stralsund fahren, um das Nötige einzuleiten. Die Situation in Wustrow ist unhaltbar.
Fritz hat mir Oelfarben – Weiß von Spitta u. Leutz mitgebracht, sehr teuer, aber was hilft's.
Mit meinen Bildern werde ich nun zu meinem früheren Standpunkt zurückkehren. Ich werde mich um die Ausstellung nicht weiter kümmern u. alles der Entwicklung anheimstellen. Die Bilder werde ich von Schwerin hierher zurückkommen lassen u. sie wie im Sommer gelegentlichen Interessenten zeigen, nur daß ich es künftig nicht mehr ablehnen werde, einzelne Bilder in Berlin oder sonst wo auszustellen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. So war es vielleicht doch bedauerlich, daß ich in Dresden nicht ausgestellt habe, aber man hat Fritz erzählt, daß auch diese Ausstellung wieder sehr schlecht organisiert war, sodaß zahlreiche Kunstwerke total ruiniert worden sind.
Man erzählt sich daß es gestern oder in den letzten Tagen in Stralsund zu Meutereien russischer Soldaten gekommen sei, die sich weigerten, nach Rußland zurücktransportiert zu werden. Dabei soll es auch zu wüsten Plünderungen von Zivilpersonen auf dem Bahnhof gekommen sein, indem die Russen ihnen das Gepäck raubten.
Dr. Buschmann, ein prominentes Mitglied der früheren SPD u. jetzt SED=Mitglied, ist
Hans Brass: TBHB 1946-12-10. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-09_002.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)