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so unsicher wie im innersten Asien.

Montag, 9. Dezember 1946.     

     Es ist 9 Uhr abends u. Fritz ist immer noch nicht hier. Wir zerbrechen uns den Kopf, was da los sein könnte, aber es hat keinen Sinn. In den Stunden der Dunkelheit, wenn das Licht abgeschaltet ist, grübelt man. Die beste Erklärung, die sich mir bietet, ist die, daß aus irgend einem Grunde, deren es heutzutage ja viele u. unvorhersehbare gibt Herr Sorg mit seinem Auto nicht fahren konnte, daß Fritz zwar telegraphiert hat, daß aber das Telegramm noch nicht hier eingetroffen ist. Das ist bei den Postverhältnissen durchaus möglich. Seit einigen Tagen schon liegt des Bahnverkehr von u. nach Ribnitz vollständig still.

     Von Kurt kam heute eine erste Rote-Kreuz-Karte.

     Vormittags wurde mein neues Bild „Der Alte“ fertig, es ist sehr gut geworden, wohl sicher eines meiner besten Bilder.

     Martha ist mit Frau Degner u. a. Frauen bei Frau Longard, um dort eine kathol. Weihnachtsfeier zu besprechen.

     1/2 12 Uhr nachts. Martha kommt eben zurück u. bringt ein Telegramm von Fritz mit, welches meine obige Annahme bestätigt. Herr Sorg ist im letzten Moment nicht gefahren, Fritz hat an uns telegraphiert u. dieses Telegramm kam erst heute Abend hier an. Er will nun allein so schnell wie möglich kommen, aber das wird ihm wohl nicht sehr schnell gelingen. Die Sperrung des Eisenbahnverkehrs soll, wie man sagt, noch bis zum 15.12. dauern.

     Martha traf bei Frau Longart P. Beckmann, der morgen früh bei uns eine stille hl. Messe lesen will. Er ist wohl wegen dem Dechanten Pich hier, dessen Existenz in Wustrow ja einfach unmöglich ist infolge des Widerstandes des dortigen kommunistischen Bürgermeisters Herwagen.

Dienstag, 10. Dezember 1946.     

     Nun ist Fritz doch schon gekommen. Ab heute fährt täglich ein D-Zug, den er benutzt hat, sodaß er um 4 Uhr hier im Hause war.

     Er hat in Berlin vor allem mit großer Klarheit festgestellt, wie die Dinge mit meiner Ausstellung liegen. Er war bei Prof. Resch u. es hat sich ergeben, daß die maßgebenden Maler, die etwas zu sagen haben, nämlich Pechstein u. Hofer, zwar zugestehen, daß sie mich von früher her kennen u. als Maler schätzen, daß sie aber der Meinung sind, ich wäre gewissermaßen in der Emigration stecken geblieben u. malte nichts „Neues“. Sie meinen, wenn ich in Berlin lebte, würde ich Neues malen, – so aber wären meine Bilder wohl gut, aber doch nicht ausreichend, um eine Kollektiv-Ausstellung zu rechtfertigen. – Dazu kann ich wohl mit vollem Recht sagen, daß Hofer bestimmt nichts „Neues“ gemalt hat seit jener Zeit vor 1933, er malt fast immer dasselbe Bild, was ich aber von Pechstein in der Reproduktion gesehen habe, ist direkt dürftig, – aber ich kann mir da kein Urteil erlauben, ich sah zu wenig. Auf jeden Fall sind es also die Kollegen, die auch hier wieder im Wege stehen. Fritz sagt nun aber, daß die Räume des Kulturbundes

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Hans Brass: TBHB 1946-12-08. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)