Seite:HansBrassTagebuch 1946-12-06 001.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Waschküche stehen hatten, in die Diele versetzt da wir jetzt dort kochen müssen, denn unsere elektrischen Kochplatten sind nun so kaputt, daß man sie überhaupt nicht mehr benutzen kann. Das Kochen in der Waschküche hat sich jedoch als unpraktisch herausgestellt. – Röwer hat uns vor einiger Zeit oben im Atelier einen eisernen Kanonenofen aufgestellt, ein wahres Glück, sonst könnten wir heute überhaupt nicht heizen.

     Gestern erhielt ich vom Kulturbund, Ortsgruppe Stralsund, eine Einladung, mich an einer Weihnachts-Verkaufsausstellung dort zu beteiligen. Da diese Karte seit dem 27.11. unterwegs war u. letzter Einsendungstermin der 3.12. war, kam diese Einladung zu spät. Ich hätte mich auch sonst wohl kaum daran beteiligt; aber daß ich überhaupt aufgefordert worden bin, ist ein Erfolg der Schweriner Ausstellung. Man übergeht mich nicht mehr.

     Vormittags erhielt ich einen langen Brief von Schw. Gertrud Dobczynski, die auf dem Wege der Genesung aber immer noch im Krankenhause Stralsund ist. Ferner ein sehr nettes Schreiben von der „Demokrat. Erneuerung“ aus Schwerin. Die Schriftleitung dankt mir für den Artikel „Dank an Schwerin“. Leider ist die zuletzt erscheinende Nr. 8. bereits abgeschlossen so daß der Artikel in dieser Nummer nicht mehr erscheinen kann. Der Brief ist sehr liebenswürdig.

     In der ganzen russischen Zone soll ab heute der Eisenbahnverkehr völlig eingestellt sein, weil die Russen alle Lokomotiven für den Abtransport ihrer Truppen benötigen. Es ist nicht bekannt, wie lange das dauern wird. Für Fritz wird es schwierig werden, zurückzukommen.

     Röwer hat den Zentralheizungs-Ofen bis zum Abend wieder gut in Ordnung gebracht. R. ist ein tüchtiger u. gewissenhafter Handwerker, der seine Sache versteht, u. außerdem ist er ein netter, freundlicher Mensch.

     Abends hörte ich im Rundfunk aus Hamburg, daß die Engländer eine Frau v. Brauchitsch zu einem Jahr Gefängnis u. 20.000,– Rm. Geldstrafe verurteilt haben, weil sie den ehemaligen SS=General von Alvensleben auf ihrem Gut verborgen gehalten hat. Damit ist also auch dieser joviale Nazigauner nun gefaßt worden. Ueber den Oberhalunken Lorenz habe ich aber leider noch nie etwas gehört.

Freitag, 6. Dezember 1946.     

     Fritz schickte Zeitungen u. Zeitschriften, darunter auch den „Sonntag“, in dem ein „Brief aus Schwerin“, von Herrn Dr. Willi Bredel abgedruckt ist. In diesem Artikel erwähnt Herr B. auch meine Ausstellung im Landesmuseum in einer höchst abfälligen Weise. Es ist das bemerkenswert, weil in einem solchen Artikel wohl die Tatsache dieser Ausstellung erwähnt werden mag zu einer Kritik aber garkeine Veranlassung gegeben ist. Wenn Herr B. das trotzdem tut, dann offenbart er mir damit seine ausgesprochen üble Gesinnung. Die Sache ist interessant, weil Herr B. der verantwortliche Redakteur der „Demokratischen Erneuerung“ ist, deren Schriftleitung mir grade gestern schrieb: „Ihr Dank an Schwerin“ müßte

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1946-12-05. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-06_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2024)