wäre Aussicht, allmählich wieder Farben im Handel zu erhalten. –
Heute Brief von Schw. Gertrud Dobczynski, die in Stralsund sehr schwer an Typhus in Krankenhause liegt. Habe ihr sofort geschrieben. Es scheint, daß sie bereits auf dem Wege der Besserung ist. – Ferner von Prof. Resch ein Brief. Er hat meine Ausstellung in Berlin mit der Kommission des Kulturbundes besprochen. Er schreibt, daß die Herren mich kennen, daß sie aber Fotos sehen wollen. Ich sandte gleich 10 Fotos an ihn. – Eva brachte endlich die Manuscribte, die ich ihr zum tippen gegeben hatte. Ich sandte das eine als „Schlußwort“ meiner Ausstellung an die Landeszeitung, das andere „Dank an Schwerin“ an die Demokrat. Erneuerung. Das dritte mit dem Titel „Von der anderen Seite gesehen“ hielt ich noch zurück, es ist ebenfalls für die Demokratische Erneuerung bestimmt. – Fritz hat von Rena einen illustrierten Katalog der gegenwärtig im Berliner Schloß hängenden französischen Ausstellung erhalten, der prächtige Bilder enthält. Bei uns im Osten ist alles sehr rückständig, sodaß man sich kann zu malen traut. Heute ist wieder in der Täglichen Rundschau ein Schmähartikel über expressionistische Malerei in der Dresdner Kunstausstellung von einem Kritiker namens Gustav Leuteritz. Man muß sich die Namen dieser Kerle merken.
Heute ist der letzte Tag meiner Ausstellung in Schwerin –.
Beim Frühstück eine Mappe mit Reproduktionen nach Zeichnungen von Matisse angesehen, die Fritz aus Frankreich mitgebracht hat. Es sind sehr schöne Blätter aus den Jahren etwa 1925 – 1938. – Nachher einen Brief an E. Th. Holtz – Wustrow geschrieben über die Anmaßung gewisser Leute, die uns zwingen wollen, sog. „zeitnahe Kunst“ zu machen.
Um 4 Uhr Hochamt bei sehr starker Beteiligung. Dechant Pich ist für die nächste Zeit Gast beim Pfarrer von Marlow, sodaß erst in 14 Tagen wieder Gottesdienst sein wird.
Vormittags Leinewand aufgespannt u. grundiert für ein neues Bild, dessen Entwurf schon seit Wochen vor mir steht u. das ich zunächst „Der Alte“ nennen will.
Gestern übertrug ich die Zeichnung des neuen Bildes auf die Leinewand, heute legte ich die Farben an, womit ich etwa zur Hälfte fertig wurde. Ich habe kein Terpentin mehr u. muß morgen versuchen, mit Malmittel weiter zu arbeiten, was teuer wird.
Nachmittags war Deutschmann bei uns mit seinem Briefmarken-Katalog. Wir denken daran, einige der Briefmarken zu verkaufen, die ich in den letzten Kriegsjahren gekauft habe, um Geld anzulegen, denn langsam fängt das Geld an, knapp zu werden.
Die Lichtverhältnisse sind seit gestern wieder geändert. Es wird um 4 Uhr ausgeschaltet u. bleibt bis 6 Uhr dunkel. Dann gibt es Licht bis 8 Uhr. Von 8 – 9 Uhr ist es wieder dunkel u. ab 9 Uhr
Hans Brass: TBHB 1946-11-16. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-11-17_001.jpg&oldid=- (Version vom 28.11.2024)