sich kopfschüttelnd verhielte, – nur bei meinen Herren Kollegen u. ihrer Begleitung gäbe es verstohlenes Gekicher u. Gemäcker. –
Am Nachmittag hatten wir wieder wie im vorigen Jahre eine Versammlung der Mitarbeiterinnen in der BuStu. Ich hielt ihnen vor meinem Bilde „Mann im Kerker“ einen Vortrag über das, was für mich der Gegenstand meiner künstler. Arbeit ist. Alle waren sehr dankbar.
Der „Mann im Kerker ist heute endlich fertig geworden, doch mag es sein, daß ich am Montag noch einige abrundende Pinselstriche machen werde.
Die russische Revolutionsfeier ist leider vorbei, das Licht wurde heute wieder um 6 Uhr abgeschaltet.
Gesundheitlich geht es etwas besser, die Mattigkeit hat aufgehört. Gott sei Dank!
Heute war seit langer Zeit wieder mal ein schöner Sonntag. Marthas Schwester Emma hatte etwas Bohnenkaffee geschickt, sodaß wir ein sehr schönes Frühstück mit einem Ei hatten. Vormittags schrieb ich Briefe an Agathe Lindner = Frau Ehm Welk, sowie an Frau Ursula Kerstan u. bedankte mich bei beiden für die nützlichen Kritiken, die sie über meine Ausstellung geschrieben haben. Ich stellte beiden anheim, sich dafür eine Zeichnung von mir auszusuchen. Desgleichen schrieb in an Frau. Dr. Riemschneider. – Mittags aßen wir unser Kaninchen in Form von Fricassee, es war sehr schmackhaft wie Hühnerfleisch. Nachmittags 4 Uhr war bei starker Beteiligung von Sudetendeutschen hl. Messe. Später wurde das Licht nicht abgeschaltet, sodaß ich Abends Martha vorlesen konnte. Ich hatte damit gestern schon angefangen: Chesterton, Der Held von Nottinghill. – Nachmittags machte ich einen Entwurf für ein Schlußwort für die Landes-Zeitung. Ich fühle mich ziemlich wohl. – Im übrigen stimmt es leider nicht, daß der „Mann im Kerker“ fertig ist, es ist noch einiges daran zu tun, vor allem im Centrum.
Gesundheitlich geht es weiter gut. Heute früh fand ich im Urin einen beträchtlichen Klumpen schleimigen Eiters, der wohl infolge der Euvernil-Kur abgegangen ist. Hoffentlich bin ich nun endlich diesen Dreck los. – Bei diesem Wohlbefinden, habe ich heute Vormittag auch gut arbeiten können, sodaß ich glaube, daß der „Mann im Kerker“ nun endlich fertig ist. Ich habe heute früh noch sehr viel daran geändert, an den Beinen wie auch an den Händen u. dem ganzen Centrum.
Ich habe heute wieder an der Hausecke gegraben, wo ich 1000 Rm. vergraben habe, habe aber nichts gefunden.
Der „Mann im Kerker“ hat die Probe bestanden, er ist wirklich fertig.
Heute früh um 8 Uhr hatten wir, wie von jetzt an jeden Mittwoch, eine stille Messe. Dechant Pich kommt von Wustrow herüber. Degners u. einige andere
Hans Brass: TBHB 1946-11-09. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-11-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 30.11.2024)