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Dichtersitz erwählen, wie Gerhard Hauptmann etwa auf Hiddensee gelebt hat. Hoffentlich wird er hier auch so gut dichten wie jener dort. –

     Nachmittags war P. Joh. Beckmann auf dem Rade hier. Er besprach allerhand Flüchtlingsfragen u. auch Existenzfragen des alten Dechanten Pich. Er will versuchen, ihm eine bessere Unterkunft zu verschaffen, denn der alte Herr wohnt jetzt mit seiner 80-jährigen Wirtschafterin in einem einzigen, engen Raum. Er wird von nun an 1 x in der Woche bei uns eine stille Messe lesen.

     Ich zeigte P. Beckmann den „Mann im Kerker“, doch war es schon dunkel u. ich mußte Licht einschalten. Dabei sah ich, daß ich vielleicht noch einmal über das Bild hingehen muß, die Hände sind immer noch nicht gut u. es scheinen mir auch die Augen noch zu dunkel zu sein. Auch an den Füßen muß ich wohl noch etwas tun.

     Heute Abend wurde das Licht nicht abgeschaltet, sodaß wir ununterbrochen Strom hatten. Leider war man nicht darauf vorbereitet u. konnte die gute Sache zu wenig ausnutzen.

Freitag, 8. November 1946.     

     Auch heute wurde das Licht nicht ausgeschaltet, u. zwar ist der Grund dafür die russische Revolutionsfeier, die, wie man sagt, drei Tage dauern soll, so daß wir auch morgen noch Aussicht auf Licht haben.

     Abends gingen Martha u. ich zu Frau Longard, deren Tochter, Frau Kaemper, eben hier ist. Frau L. war wieder ganz die gütige alte Dame mit dem erfrischenden Schuß von Ironie, der alles, was diese Frau sagt, so amüsant macht. Aber es schien mir doch, als wäre sie heute etwas stiller gewesen als sonst, was freilich durch das sehr lebhafte Temperament ihrer Tochter bedingt sein mag. Wir tranken guten, russischen Tee, den Frau K. mitgebracht hatte.

     Vormittags malte ich wieder am „Mann im Kerker“, verbesserte etwas am Gesicht besonders den Augen, an den Händen u. Füßen, bin aber immer noch nicht zufrieden. Fritz hatte viel in der Gemeinde zu tun, da eine große Zahl neuer Flüchtlinge angekündigt ist, weshalb auch abends eine Versammlung stattfand. Es ist ein rechter Segen, daß Fritz uns diese Arbeiten abnimmt.

     Unsere Kartoffeln sind immer noch nicht in der Miete, da sich ergeben hat, daß sehr viele schlecht sind u. aussortiert werden müssen, was im Eßzimmer auf dem Fußboden geschieht.

     Hanschack hat uns heute ein Kaninchen, geschlachtet, das in der Hauptsache am Sonntag gegessen werden soll.

Sonnabend, 9. Nov. 1946.     

     In der Landeszeitung erschien abermals ein Artikel von Frau Dr. Riemschneider über meine Ausstellung, in welchem sie mit großem Vergnügen meinen Gegnern eins auswischt. Sie stellt fest, daß durch meine Ausstellung Leben u. Bewegung entstanden sei u. daß die Besuchsziffer alles hinter sich lasse, was bisher auf Kunstausstellungen im Landesmuseum erzielt worden sei. Sie meint ferner, daß Jugendliche u. Arbeiter sich durchweg für meine Bilder ausgesprochen hätten, während die Intelligenz

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Hans Brass: TBHB 1946-11-07. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-11-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2024)