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Zeitung gedruckt gewesen, daß ich zufrieden sein kann. Wenn nun noch der Artikel von Frau Riemschneider in der Täglichen Rundschau erscheinen wird, dann ist wirklich sehr viel getan.

     Morgen früh fährt Fritz nach Königsmark. Hoffentlich wird alles nach Wunsch gehen.

     Heute habe ich zum ersten Male am Nachmittag mit Holz geheizt es ist recht kalt, aber heute schien wenigstens die Sonne.

     Ich habe den Alten Juden nochmals gezeichnet. Er ist jetzt kein Jude mehr, sondern nur noch ein alter Mann. Die Architektur-Andeutungen des Hintergrundes habe ich vertauscht gegen einen dicken Baum, dessen bizarre Aeste besser den Raum aufteilen. Außerdem geben sie die Gelegenheit, die Gestalt mehr in den Raum hineinzuziehen, da ich einen Ast im Vordergrunde die Gestalt überschneiden lassen kann. Der Alte sitzt jetzt besser im Raum.

Donnerstag 10. Oktober 1946.     

     Vormittags legte ich das neue Bild „Mann im Kerker“ an. Mittags kam P. Beckmann per Rad von Ribnitz. Er berichtete, daß Herr Dr. Rudolf am Sonntag bei uns am Nachmittag das hl. Meßopfer darbringen will. Dr. R. ist der Pfarrer u. Religionslehrer, der mit den Flüchtlingen aus dem Sudetenlande hierher gekommen ist Es scheint das ein ausgezeichneter Mann zu sein. P. Beckmann aß mit mir zusammen zu Mittag u. fuhr dann nach Ribnitz zurück. Es ist wirklich ein prachtvoller junger Jesuit. Er fragte gleich nach dem Erfolg meiner Bitte beim Kardinal um Unterstützung in der Beschaffung von Farben. Ich erzählte ihm, daß ich zur Antwort bekommen hätte, daß jetzt Nahrung und. Kleidung wichtiger wären. Er meinte dasselbe, was ich meinte, daß daran garnicht zu zweifeln sei, aber mit meiner Bitte nichts zu tun hätte.

     Später brachte mir der Maler Klünder, der Schwiegersohn von Koch-Gotha, eine Postkarte von der Landesleitung des Kulturbundes, Sektion Bild. Kunst, in Schwerin folgenden Inhalts:

     Aus besonderen Gründen, auf die ich hier nicht eingehen kann, wird die Sonderausstellung Ihrer Arbeiten durch einen sogen. Ausstellungsausschuß des Kulturbundes durchgeführt, die Sektion Bildende Kunst in der Landesleitung des Kulturbundes zeichnet für diese Ausstellung nicht verantwortlich.

Der Leiter der Sektion Bild. Kunst
ergebenst
G. Venzmer

     Schwerin, den 4.10.46

     Ich habe lange gebraucht, um hinter den Sinn dieser törichten Auslassung zu kommen u. meine Haltung zu bestimmen. Ich habe dann schließlich einen Brief verfaßt, den ich abschriftlich Frau Dr. Riemschneider senden werde. In meiner Antwort habe ich an Hand meiner Tagebuch-Aufzeichnungen klargelegt, daß:

     1) die Initiative zu dieser Ausstellung nicht von mir u. auch nicht von Frau Dr. Riemschneider

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Hans Brass: TBHB 1946-10-09. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-10-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)