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Dr. Tetzlaff u. die Wohnstube. Eine Tür führt dann zum Nachbarsaal, der aber abgesperrt war. Jenseits der Tür hängen ganz vorzüglich die Weidenkätzchen, die unerhört leuchten, sowie die „Blüten u. Dornen“. An der großen Eingangswand schließen sich dann die Landschaften an, unter denen die Ostseeküste mit ihren gelben Farben fabelhafte Leuchtkraft hat. Auf der anderen Seite des Einganges sind die Blumenbilder, auch noch an der anschließenden Wand, die wiederum eine zum Nachbarsaal abgeschlossene Tür hat. Hier an der Tür, zusammen mit den Blumen, hängt vorzüglich das Gnadenbild, das starken Eindruck macht. Jenseits der Tür hängt zwischen Dirne u. Gespenst der große „Aufbruch“; ebenfalls sehr stark wirkend. Daran schließt sich dann die Wand mit dem Christkönig. – Der ganze Eindruck ist ungeheuer stark u. ich war einfach erschlagen, als ich das sah. – Der Pfarrer von Ars hängt ganz für sich an der dunklen Holzwand, welche den dahinter liegenden Halbrundraum abschließt.

     Am Sonntag um 11 Uhr war dann die feierliche Eröffnung. Am Abend vorher las ich zum Glück die Rede vor, die ich zu halten gedachte u. die Frau R. einfach unmöglich fand. Wieder zeigte sich, dass ich hier in der Abgeschiedenheit ganz das Gefühl für Menschen verloren habe, von denen ich gar zu leicht annehme, daß sie mir u. meiner Malerei feindlich sind. Ich entschloß mich darum, das Manuskript zuhause zu lassen u. eine Rede aus dem Stegreif zu halten. –

Es waren wohl 150 – 200 Menschen da. Herr Verlagsbuchhändler Bahn, Vorsitzender des Ausstellungsausschusses des Kulturbundes, sprach einige einleitende Worte u. erteilte mir dann das Wort. Ich sprach frei u. ungezwungen u. hatte sehr rasch einen lebendigen Kontakt hergestellt zwischen mir u. dem Publikum u. erntete zum Schluß lebhaften Beifall durch Händeklatschen.

     Die Leute hatten moderne Bilder größtenteils noch nie gesehen, jedenfalls hat es in Schwerin dergleichen bisher nie gegeben, aber sie gingen bereitwillig auf alles ein u. zeigten größtes Interesse, – zunächst natürlich ohne eigentliches Verständnis. Ich wurde von vielen angesprochen u. um Erklärungen gebeten. Ich notierte mir den Landessuperintendenten Werner, einen Herrn Ziegler, der gern den Pfarrer von Ars gekauft hätte, ferner die beiden Schweriner Maler Gahlbeck u. Maltner, Herrn Altrock, welcher Geschäftsführer des Ausstellungsausschusses ist usw. Mehrere Leute wollten Bilder kaufen, was ich aber ablehnte, da die Kollektion ja vielleicht weiter gehen soll. Ich vertröstete die Leute auf später. Herr Venzmer war nicht erschienen, da er angeblich krank war, dafür aber war seine Frau als Beobachterin da u. machte bissige Bemerkungen über Frau Riemschneider. – So verlief also diese ganze Sache überraschend gut, wie ich es niemals

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Hans Brass: TBHB 1946-10-08. , 1946, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-10-08_003.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2024)