des Kulturbundes beschlossen habe, meine Bilder dort auszustellen u. zwar im Oktober. Sie schreibt, daß es jetzt eine eigene „Sektion für Ausstellungswesen für kulturpolitische Ausstellungen“ gäbe, wodurch der Instanzenstreit zwischen ihr u. Venzmer beseitigt worden sei, da diese Sektion nun die höhere Instanz sei. Sie möchte nun, daß ich die Bilder umgehend schicke. Außerdem war sie in Rostock, um sich dort über die Hintergründe des Versagens in meiner Ausstellung zu informieren. Sie behauptet, daß Venzmer dahinter stecke; aber ich glaube das nicht. – Nach diesem Brief traf ein Telegramm ein, in dem Frau R. mich um meine Einwilligung zur Ausstellung bittet. Ich habe gleich telegraphiert u. zugleich einen Brief geschrieben. Die Sache scheint also vorwärts zu gehen.
Nachmittags waren Martha u. ich mit Prof. Rauer zum Tee bei Triebsch eingeladen. Es war sehr nett, es gab echten Tee u. vorzüglichen Apfelkuchen aus weißem Mehl.
Abends kam Frl. Ruthenberg u. bleibt über Nacht.
Vom Kardinal habe ich eine Absage bekommen Er läßt mir durch seinen Sekretär mitteilen, daß es seine vordringlichste Aufgabe sei, für Kleidung u. Nahrung einzutreten u. daß er außerdem die notwendigen Beziehungen nicht hätte.
Morgens Gemeinschaftsmesse. Prof. Rauer fährt morgen nach Forst zurück, sodaß wir morgen früh die letzte Messe haben. Er war ein Mann, der uns nicht grade mit hl. Geist erfüllt hat, ein etwas langweiliger Rationalist, der sehr auf seine eigene Bequemlichkeit bedacht ist u. mehr nimmt als gibt. Wir lassen ihn schmerzlos scheiden, zumal er uns täglich morgens eine Suppe gekostet hat. Frl. Ruthen= oder Rautenberg? war ebenfalls zum letzten Male hier, da ihre Zeit abgelaufen ist u. sie wieder nach Bln. zurückkehrt. Sie verlangte heute nach Tisch, meine Bilder zu sehen. Ich zeigte ihr vorsichtshalber nur die religiösen Bilder, aber selbst dabei war sie recht unzulänglich.
Frau Ranke verabschiedete sich. Sie gibt ihr provisorisches Heim hier auf, um nach Fürstenberg zurückzukehren, wo ihr Vater wohnt.
Herr Venzmer war da u. erkundigte sich nach meiner Ausstellung. Er hatte in Schwerin nur kurz mit Ehm Welk gesprochen. Er ist ein Umstandskrämer u. voller Bedenken u. Vorbehalte, wenn es nach ihm ginge, würde die Ausstellung nie zustande kommen. Er beklagte sich wieder heftig über Frau Dr. Riemschneider. Nun, ich hoffe, daß an diesen Differenzen die Ausstellung nicht scheitert.
Martha ist nachmittags bei Frau Kurth, die singt in Begleitung von Herrn Knochenhauer. Am Bilde „Mann im Kerker“ gezeichnet. Gut. –
Hans Brass: TBHB 1946-09-21. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-09-22_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)