beim Landessender liegt. Sie bittet mich um Mitteilung, wann der Termin für die Schweriner Ausstellung genau feststeht, damit mein Referat dann von mir selbst gehalten werden kann. Ich will also versuchen, die Ausstellung noch im Oktober veranstalten zu lassen.
Nachmittags mit Martha im Kunstkaten, um die Portaitbüste zu besichtigen, die Loeber von Venzmer gemacht hat. Sie ist nicht schlecht, wenn auch nicht zu vergleichen mit dem Kopf von Partikel, den G. Marks gemacht hat. Dieser Kopf ist wirklich sehr eindringlich. Loeber möchte nämlich gern von mir eine Büste machen, aber ich habe keine Lust, 1000,– Rm. dafür auszugeben, wie Venzmer es getan hat, der sich dergleichen heute leisten kann.
Am „Aufbruch“ bin ich jetzt beim Hintergrunde angelangt, der recht schwierig ist. Es soll ein Aufruhr von Farbe sein, aus dem heraus sich die Figur der alten Frau entwickelt
Nachmittags waren Ehm Welk u. seine Frau u. Frau Kersten da. Die Bilder machten einen sehr starken Eindruck. Frau Kersten, deren Sohn im Kriege gefallen ist u. die eine sehr gefühlsweiche Frau zu sein scheint, brach beim Anblick des Christkönigs in Tränen aus.
Ehm Welk ist der Vorsitzende der Ortsgruppe des Kulturbundes in Schwerin u. ist also eine maßgebende Persönlichkeit. Außerdem ist er ein prächtiger Kerl. Es will nun auf jeden Fall die Ausstellung in Schwerin machen u. glaubt, mir einen Lastwagen zum Transport der Bilder schicken zu können. Er fährt morgen nach Schwerin zurück.
Gestern kam ich nicht weiter, weil es dunkel wurde. Es herrschte gestern ein sehr starker Sturm, mehrere Bäume des Dorfstraße wurden entwurzelt u. der elektrische Strom versagte, er ist auch heute noch nicht wieder da.
Herr Welk wird mir also baldigst Nachricht geben, wann meine Ausstellung sein kann. Seine Frau bleibt noch hier u. er wird sie abholen. Es scheint also, als ob die Sache nun in Schwung käme. Ich habe gleich an Frau Haeffner vom Landessender geschrieben u. ihr die Sachlage mitgeteilt. Ich habe ihr vorgeschlagen, daß ich am Tage vor der Ausstellungs-Eröffnung das Referat selbst im Rundfunk sprechen werde. Herr Welk war sehr einverstanden mit meinem Vorschlag, die Ausstellung mit geladenen Gästen zu eröffnen, wozu ich dann eine Rede halten werde nach einigen einleitenden Worten, die Ehm Welk selbst sprechen wird. Auf diese Art kann diese Sache für Schwerin ein künstlerisches Ereignis werden.
Heute Vormittag wurde das Bild „Aufbruch“ fertig. Es ist ausgezeichnet geworden. Ich werde sofort einen Rahmen u. eine Kiste machen lassen,
Hans Brass: TBHB 1946-09-18. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-09-19_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)