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zu gehen u. sich zu erkundigen, was da los ist. Ich halte es für möglich, daß da ganz andere Dinge mitspielen. Herr v. Achenbach ist ja nicht umsonst mit Herrn Stadtrat Matern befreundet, man kann da nie wissen. – Herr Dr. G. hat seine Karte an mich am 27.8. geschrieben, Poststempel 28.8., heute am 2. 9. kommt sie an, regulär erst morgen. Ich kann meine Bilder nicht lange in den Kisten stehen lassen, denn die Kisten sind naß u. die Bilder verderben, ich muß also alles wieder auspacken, wenn es länger dauert, bis Herr Dr. G. wieder so weit ist. Es ist doch etwas komisch, daß ein Museum seine ganzen Ausstellungspläne über den Haufen werfen muß, wenn der Leiter einen Schnupfen hat.

     Man sagt, Herr Stadtrat Matern wäre hier im Ort. In der BuStu. war er bisher nicht. Es ist wenn man will, auffällig. Er soll bei Erichson wohnen.

Dienstag, 3. September 1946.     

     Agnes Eggert hat hier zur Post telephoniert (aus Rostock), das Dr. Gräpke wirklich krank ist u. in Güstrow im Krankenhause liegt. (Warum jemand, der in Rostock wohnt, im Güstrower Krankenhause liegt, ist zwar nicht verständlich). Meine Ausstellung kann erst im November stattfinden, soll dann aber bestimmt sein. – Nun, man wird sehen. Auch hier wundern sich aber alle Leute, die davon hören, daß eine Ausstellung abgesagt werden muß, wenn der Museumsleiter krank ist. Besonders die Schweriner nehmen interessiert davon Kenntnis.

     Ferner kam ein Telegramm von Anneliese, daß Nachricht von Kurt durch einen Kameraden gekommen, ist. Er ist als Sanitäter in der Gegend des Dnjepr-Bogens. Martha ist sehr glücklich.

     Ich grundierte die Leinewand zu dem neuen Bilde „Aufbruch“. Dann packte ich mit Hilfe von Ewald Meier, unserem derzeitigen Hausdiener, der ein netter u. anstelliger Mensch ist die Bilderkisten wieder aus. Ich konnte die Bilder nicht in den Kisten lassen, weil diese sehr feucht sind, ich fürchtete, daß die Bilder stockig werden.

     Eine neue Skizze gemacht, ein „Mann im Kerker“. Bei Gräff gewesen u. um Rat gebeten wegen der Grundierung der Leinewand, doch wußte er mir auch nicht viel zu sagen. Immerhin brachte er mich auf den Gedanken, die Farbe mit dem Spachtel aufzutragen. Es wird mühselig werden, aber ich muß es machen, da die erste Grundierung nicht ausreichend ist.

     Gemeindewahlen am 1. September in Sachsen haben eine große Mehrheit der SED. ergeben. LDP u. CDU. zusammen ergeben etwa die Hälfte der SED Stimmen. Merkwürdigerweise hat die LDP. mehr Stimmen als die CDU. erhalten.

Mittwoch, 4. September 1946.     

     Vormittags die Leinewand nochmals grundiert. Habe die Grundierfarbe mit dem Spachtel aufgetragen aber trotzdem ist die Leinewand noch wie ein Sieb. Es kommt die Zeit näher, wo ich nicht mehr malen kann wegen Materialmangel. –

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Hans Brass: TBHB 1946-09-02. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-09-03_001.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)