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es sei in Bln. vorgekommen, daß ein Bilderkäufer zum Preiskommissar gelaufen sei u. sich beschwert habe u. daß dieser dann einen sehr niedrigen Preis für das Bild festgesetzt habe usw.

     Das ist natürlich kompletter Unsinn, aber ich hörte mir die Sache geduldig an, um zu sehen, wohinaus der Herr eigentlich wollte. Das ergab sich bald. Er teilte mir mit, daß er gekommen sei, um mich vor diesem u. a. Unheil zu bewahren u. daß er als Gegengabe dafür nur mein Bild „Weidenkätzchen“ erwarte.

     Ich war sprachlos. Ich weiß nicht, wie hoch dieser Mann den Wert dieses Bildes einschätzen mag, den ich mit etwa 800,– Rm. annehme. Der denkbar niedrigste Preis der Vorkriegszeit dürfte 300,– Rm. sein. Nimmt man diesen an, so heißt das, daß dieser Kerl für seine Taxator-Arbeit 300,– Rm. haben wollte, – bloß um mich selbst davor zu bewahren, vielleicht infolge zu hoher Preisgestaltung Unannehmlichkeiten zu haben.

     Ich antwortete dem Kerl selbstverständlich mit einem glatten, wenn auch höflichen Nein, woraufhin der Bursche durchaus nicht aufhörte, mich mit salbungsvollen Worten weiterhin zu überreden u. mich zu überzeugen. Ich habe eine große Kraft gebraucht, um mir alles anzuhören u. dennoch höflich zu bleiben, was mir wirklich bis zum Schluß gelungen ist. Der Kerl ging nämlich durchaus nicht fort, nachdem er merkte, daß er keinen Erfolg bei mir haben würde, sondern er blieb, als ob er am Stuhl festgeklebt sei, bis es dann endlich Abendbrotszeit war. Auch seine Frau schien nichts von dem Beschämenden der Situation zu empfinden, jedenfalls saß sie in ihrem Stuhl u. beobachtete mit neugierigem Interesse, wie die Geschichte ausgehen würde. – Ich habe mich, glaube ich, noch niemals in der Beurteilung von Menschen so getäuscht. –

     Abends erhielt ich ein Telegramm vom Landessender Schwerin, der mich einläd, am kommenden Mittwoch dort meine Einführungsworte zur Rostocker Ausstellung selbst zu sprechen. Ich müßte dann, wenn Dr. Gräbke mich am Dienstag hier mit den Bildern abholt, am Mittwoch früh nach Schwerin rüber fahren u. am Donnerstag wieder nach Rostock zurückkommen. Ulkig komme ich mir vor als ein Mensch, um den man sich bemüht. –

     Dr. Jaeger ist wieder auf einen Sprung hier u. will die Zeichnung zum hl. Pfarrer von Ars kaufen. Das ist die zweite Zeichnung, die in diesem Sommer in der BuStu. verkauft wird. –

     Am Nachmittag, als wir bei dem augenblicklich sehr schönen Wetter auf der Terrasse saßen u. Kaffee tranken, tauchte der Rechtsanwalt Hoffmann aus Berlin auf. Ich habe ihn nicht gesehen, seit die Nazis am Ruder waren, bzw. seit ich damals in Berlin war u. konvertierte. Ich hatte damals eine starke Abneigung gegen diesen ganz auf jüdischen Intellekt eingestellten Mann, sodaß ich den Verkehr

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Hans Brass: TBHB 1946-09-01. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-09-01_002.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2024)