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immer wieder von ganz unerwarteter Seite her kurze Nachrichten über Ruth höre.

Mittwoch, 1. Mai 1946.     

     Gestern Abend traf P. Drost ein, gesund u. frisch wie immer. Er schien etwas enttäuscht, als er hörte, daß er nicht bei uns, sondern bei Frau Longard wohnen sollte, aber wir haben keinen Platz, da Frl. v. Tigerström im Fremdenzimmer wohnt u. oben in der Bodenkammer wohnt Frl. Laabs, die sich etwas erholen soll von den kleinen Unleidlichkeiten, die sie bei ihrer kränklichen Mutter sonst hat.

     Heute morgen las P. Drost bei uns eine stille Messe u. hielt eine kurze Ansprache als Einleitung zu diesen Tagen. Es mögen 15 – 20 Menschen dagewesen sein. Für diejenigen, die etwas entfernt wohnen, gab es nach der Messe bei uns eine Suppe, die in der Diele gegessen wurde. Um 1/2 10 Uhr begann der erste Vortrag im Eßzimmer, der die Frage erörterte: „Wo steht Gott in meinem Leben“, u. zwar nach den beiden Gesichtspunkten: „Wo steht Gott als der Schöpfer“, d.h. wo hat er sich selbst hingestellt? u. dann: „Wo habe ich ihn in meinem Leben hingestellt“. Der zweite Vortrag sponn dann diese Frage weiter vom Gesichtspunkt der Taufe aus. Die Frage lautete nun: „Wo stehe ich vor Gott“, u. die eindringliche Antwort hieß, daß wir alle durch die Taufe unwiderruflich Kinder Gottes geworden sind u. es in Ewigkeit bleiben werden. – Alles, was P. Drost sagte, war schlicht, sehr einfach u. sehr eindringlich, ich glaube, daß alle Zuhörer innerlich berührt gewesen sind.

     P. Drost wird Mittags bei uns essen, aber für sich allein im Seezimmer. Nachmittags um 3 Uhr werden nochmals zwei Vorträge stattfinden. Es geht sehr gut, besonders, da schönes Wetter ist u. die Teilnehmer zwischen den Vorträgen im Garten etwas gehen können. Prof. Triebsch war sehr aufmerksam. Auch Dr. Burgartz war da, obgleich er gestern zu P. Drost gesagt hatte, er wurde heute nicht teilnehmen können, weil er, „politische Pflichten“ hätte. Heute ist nämlich in der ganzen russischen Zone große Maifeier. Die Sache wird groß aufgezogen mit roten Fahnen. Vor einem Jahre war es noch verboten, rot zu flaggen, die Russen hatten selbst angeordnet, daß nur Schwarz-weiß-rot geflaggt werden dürfe. Jetzt, nachdem die Einheitspartei sich gegründet hat, wird einfach die rote Flagge befohlen. – Es geht also los! In Ahrenshoop sehe ich bis jetzt allerdings keine einzige, rote Flagge, die Veranstaltungen finden auch in Althagen statt. Dort gibt es, wie ich gehört habe, 26 Kommunisten, in Wustrow 60, während bei uns hier kaum Kommunisten vorhanden sind.

     Der Kommunismus macht sich indessen trotzdem auch bei uns bemerkbar, indem man uns in der Nacht einige Fensterscheiben in der Bunten Stube eingeworfen hat.

     Am Nachmittag hielt P. Drost seine beiden weiteren Vorträge, von denen der erste über das Ziel des Menschenlebens handelte, der zweite über die Aufgabe, dieses Ziel zu erreichen. – Nach den Vorträgen tranken wir mit ihm zusammen Kaffee in meinem Zimmer u. besprachen allerhand. Ich zeigte ihm auch meine Bilder u. er war vom Christkönigsbild einfach hingerissen. So war der Nachmittag überaus schön.

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Hans Brass: TBHB 1946-04-30. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-05-01_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2024)