für Maiausstellung bestimmten Bilder bis Freitag mittag bei Thron, Ribnitz, sind, werden dort durch Auto abgeholt. – Frau Partikel hat in diesen Tagen Martha etwas davon erzählt, daß der Kulturbund eine Ausstellung in Berlin machen wolle, doch habe ich darüber keinerlei offizielle Nachricht. Auch Frau P. wußte nichts Genaueres. Abgesehen davon, daß es technisch unmöglich ist, unverpackte Bilder bis morgen Mittag nach Ribnitz zu schaffen, fällt es mir auch sonst nicht ein, meine Bilder zu einer Sache fortzugeben, von der ich garnichts weiß. Ich habe zunächst brieflich beim Kulturbund angefragt, worum es sich überhaupt handelt.
Leider mußte ich feststellen, daß die Einstufung in die höhere Lebensmittelkarten-Stufe durchaus nicht, wie mir meine Eitelkeit vormachen wollte, eine Anerkenntnis meiner Leistung seitens des Kulturbundes ist, denn Frau Oberländer u. Frau Dross sind ebenfalls in eine höhere Stufe gekommen. Es handelt sich also um eine generelle Regelung, wobei es einigermaßen beschämend ist, daß diese Frau Dross als „besonders namhaft“ gleich mir, amtlich bestätigt ist, –
Das Marienbild habe ich heute Vormittag untermalt. In der Nacht war ich auf den guten Gedanken gekommen, das ganze Bild auf blau-silbergrau zu stimmen. Es sieht sehr gut aus.
Gestern Abend waren noch die beiden Schwestern Frau Masurek u. Frau Ranke da u. besahen meine Bilder, von denen sie sehr entzückt waren. Ich glaube, daß es überhaupt am besten ist, wenn ich meine Bilder nur hier solchen Leuten zeige, die sie sehen wollen u. auf jede Ausstellung verzichte. Ich lese ja fast täglich in Zeitungen u. Zeitschriften, wie sich diese alle erdenkliche Mühe geben, dem Publikum moderne Kunst näher zu bringen, aber das von den Nazis in 12 Jahren hochgezüchtete Banausentum ist so groß, daß ein Kampf dagegen einstweilen hoffnungslos erscheint.
Seit einigen Tagen habe ich wieder verstärkte Blasenbeschwerden, dagegen habe ich keine Beschwerden mehr an der Niere. Diese Blasenbeschwerden sind jedoch überaus lästig, sodaß ich heute darauf verzichte, zu malen, nachdem ich schon am Sonnabend nicht viel gemalt habe. Ich will heute wieder unten bleiben in meinem Zimmer.
Am Sonnabend erhielt ich ein Telegramm vom Kulturbund in Rostock, ich möchte veranlassen, daß für eine graphische Wanderausstellung, die am 19. Mai beginnen soll, Arbeiten in Nordens Hotel in Wustrow bereit gestellt werden sollen zur Abholung nach Rostock. Ich habe Frl. v. Tigerström, die am Sonntag so wie so nach Wustrow ging, mit dieser Sache beauftragt. Hier in Ahrenshoop kommt nur Frau Dora Oberländer u. die unmögliche Frau Dross in Betracht, aber beide wollen nicht mitmachen. Koch-Gotha u. Marks in Althagen machen gleichfalls nicht mit. In Wustrow will sich Frau Woermann beteiligen u. vielleicht Herr Holst u. seine Frau Sommer. Das Ergebnis ist also sehr dürftig u. es wird sich kaum lohnen. Ich
Hans Brass: TBHB 1946-04-25. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-04-26_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2024)