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der BuStu. versammelt, um sich von mir etwas über Kunst sagen zu lassen. Ich tat es sehr ausführlich u. grundlegend im Hinblick darauf, daß Brigitte Nickstadt u. der junge Schwerdtfeger zum letzten Male in diesem Kreise weilten. Beide gehen am Montag nach Rostock zum Studium, Brigitte, um ihr Chemiestudium zu beenden u. der junge Schwerdtfeger, um es zu beginnen.

     Vorher machte ich eine neue Zeichnung einer Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, wozu mich die bayrische Wachsplastik angeregt hat, die Ruth uns einmal geschenkt hat. Diese Zeichnung ist gut geworden, allerdings nicht so, daß sie kathol. Pfarrern gefallen kann. Das Jesuskind ist nur sehr angedeutet, so, als ob es noch ganz eins mit der Mutter ist. Ich will diese Zeichnung nun erst mal eine Zeit lang stehen lassen, um zu sehen, ob sie auf die Dauer standhält. Jedenfalls ist sie sehr originell.

     Es ist gelindes Tauwetter eingetreten.

     Gestern war ich wieder bei Triebsch, wo es nun etwas fruchtbarer war. Er fragte mich nach den Unterschieden der beiden Konfessionen. Frau Burgartz störte uns, sodaß ich das Thema nicht erschöpfend behandeln konnte, sodaß ich Gelegenheit nehmen werde, am nächsten Freitag wieder davon zu sprechen.

Sonntag, 3. März 1946.     

     Heute war zum ersten Male Franz Triebsch in unserer Andacht. Es traf sich eigenartig, daß grade heute das Evangelium vom blinden Bettler verlesen wurde, sodaß ich anknüpfend daran sagen konnte, wie grade in diesem Blinden die Saat des Gotteswortes aufgegangen sei, weil seine Blindheit den stillen Raum schaffte, in dem das Saatkorn keimen konnte u. welche Stille nicht gestört wurde durch sehende Augen, durch die der Wirrwarr u. die Zerstreuung der Welt in den Menschen kommt u. das innere Leben stört. – In der heutigen Andacht war mir die Wirksamkeit des Hl. Geistes ganz deutlich spürbar.

     Brigitte Nickstadt verabschiedete sich nach der Andacht. Es tut mir sehr leid, daß sie geht, sie ist ein guter, herzlicher Mensch, den ich richtig liebgewonnen habe. Aber ich freue mich auch für sie, daß sie nun ihr Studium abschließen kann. Der Vater war auch da, er ist auch sehr nett.

Dienstag, 5. März 1946.     

     Gestern fing ich das neue Malvenbild an. Es geht damit flott vorwärts u. es scheint in der Farbe ganz wunderbar zu werden. Das alte Malvenbild sieht dagegen einfach grau aus.

     Leider geht es mir nicht besonders gut. Schlechter Schlaf. Wenn ich mich Abends ins Bett lege, sind meine Beine bis über die Kniee eiskalt. Es hilft auch nichts, wenn ich die Beine in eine wollene Decke wickele, sie sind eben von innen her kalt.

     Draußen ist es, Gott sei Dank, etwas wärmer geworden, heute sogar schöner Sonnenschein, aber immer nördliche u. östliche Winde, die in Verbindung mit dem noch reichlich liegenden Schnee die Temperatur sehr kalt halten.

     Gestern sandte uns Schütz endlich 5 Centner Koks.

Aschermittwoch Mittwoch, 6. März 1946.     

     Seit heute früh schneit es ununterbrochen bei mäßigem Frost u. Nordwind.

     Das Malvenbild macht gute Fortschritte. Es ist unerhört farbig u. bietet keine wesentlichen Schwierigkeiten, obgleich ist stark erkältet bin.

     Soeben, um 1/2 6 Uhr nachm., kommt ein Telegramm

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Hans Brass: TBHB 1946-03-02. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-03-03_001.jpg&oldid=- (Version vom 15.11.2024)