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da Triebsch offenbar die Vorstellung hat, daß sich das in Form einer gewöhnlichen Unterhaltung machen ließe, sodaß ich gezwungen bin, das Gespräch langsam dahin zu lenken, wohin ich es haben will. Das ist sehr anstrengend u. erfordert starke Konzentration, die mir ja nicht immer zur Verfügung steht, z.B. grade heute nicht. Immerhin brachte ich es doch zuwege, von dem zu sprechen, wovon ich sprechen wollte; ob es aber auch in der Zukunft so gehen wird, weiß ich nicht.

     Vom Kulturbund erhielt ich heute unaufgefordert eine Bescheinigung, daß ich ein anerkannter Künster sei u. mir die Lebensmittelkarte für Arbeiter zustehe. Nun sind aber heute hier bereits die Lebensmittelkarten ausgegeben worden u. ich habe wieder bloß die Angestelltenkarte bekommen. Hoffentlich läßt sich dieselbe morgen noch umtauschen. Es wäre das um so erwünschter, da uns heute ein neues Brot aus der Brottrommel in der Küche gestohlen worden ist, unmittelbar nachdem Trude das Brot vom Bäcker geholt hatte. Es kann also nur gestohlen worden sein von jemandem, der in unserer Küche bescheid weiß u. der gesehen hat wie Trude vom Bäcker kam. Da, so viel Trude u. Martha sagen, zu der Zeit kein Fremder im Hause war, kann es sich nur um den Idioten Wilhelm Meyer handeln.

     Ferner schrieb mir der Geschäftsführer der Sektion für bild. Kunst, daß er hoffe, Mitte Februar mit Erichson zusammen auf das Fischland zu kommen, um die Kollegen hier kennen zu lernen u. ihnen einen Bericht über die bisherigen Arbeiten u. Pläne der Sektion zu geben. Er wird den „Kunsthändler der Sektion, Herrn Weiß“, mitbringen. Er bittet mich, hierfür die Vorbereitungen zu treffen, wie auch dafür, daß einer der Kollegen den Schriftverkehr mit der Sektion u. die laufende Unterrichtung der Kollegen übernimmt. Der Mann denkt sich das sehr einfach, aber die räumliche Ausdehnung von Wustrow bis hierher ist beträchtlich.

     Von Fritz zwei Päckchen. Eines wieder mit den kleinen Schriften des Herder Verlages u. eines mit Schweizer Stumpen.

     Heute war unaufhörlicher Regen u. es war so dunkel, daß ich schlecht malen konnte. Dennoch macht das Krippenbild gute Fortschritte, Schwierigkeiten sind immer noch nicht aufgetreten.

Sonnabend, 2. Februar 1946.     

     Heute an Mariä Lichtmeß hatten wir das herrlichste Frühlingswetter, meist klarer Sonnenschein u. warm, sodaß ich Mittags den Ofen ausgehen ließ.

     Nachmittags kamen Marthas Mitarbeiterinnen, u. wollten etwas über moderne Malerei hören. Ich zeigte ihnen einige Bilder u. hielt ihnen einen Vortrag, der anscheinend gut aufgenommen worden ist, obgleich ich nicht recht wußte, was ich sagen sollte u. mich schrecklich quälte. Alle versicherten, daß sie verstanden hätten. Ob es wahr ist, weiß ich nicht. –

     Das Krippenbild macht Fortschritte. Ochs u. Esel im Hintergrunde haben mich heute den ganzen Vormittag beschäftigt. Es ist viel schwerer, das zu malen, was man nicht sehen darf, als das was vorn im Vordergrunde im Lichte steht. Ich glaubte aber, daß ich die beiden Tiere, von denen nur die Köpfe zu sehen sind, ganz gut hingekriegt habe.

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Hans Brass: TBHB 1946-02-01. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-02-02_001.jpg&oldid=- (Version vom 7.11.2024)