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Wesel hinauf. – Die Russen haben Kolberg u. Köslin erreicht, damit die Ostsee, u. haben alle Truppen östlich davon abgeschnitten. Da sie in sehr breiter Front die Ostsee erreicht haben, ist ein Entsatz dieser im Raum von Danzig abgeschnittenen Teile kaum mehr möglich.

Dienstag, 6. März 1945.     

     Gestern Vormittag erschien überraschend Wollesen der auf einer Dienstreise nach Prag einen Abstecher hierher gemacht hat. Seine Division ist vom Westen nach Ungarn an den Plattensee gekommen. Auf meine erstaunte Frage, wieso man eine SS=Division gerade jetzt während der West-Offensive von dort fortnehme, um sie auf einen Nebenkriegsschauplatz zu schicken, meinte er, Ungarn würde jetzt Hauptkriegsschauplatz werden. Ich schwieg dazu u. dachte mir mein Teil, denn mit diesem SS=Jüngling muß man vorsichtig umgehen, er ist Hauptmann geworden u. trägt das KVKI u. er weiß alles! Also soll demnach jetzt der Rhein wohl nur noch hinhaltend verteidigt werden, nachdem das Westufer von Bonn bis Cleve verloren ist u. man wird alle Kraft auf den Süden der Ostfront konzentrieren, um – – den Obersalzberg zu verteidigen. Norddeutschland einschl. Berlin ist ebenso nebensächlich. – Dem entspricht auch, daß Wollesen die Absicht hat Erika nach Hamburg zu bringen, damit sie hier nicht den Russen in die Hände fällt. Er glaubt also selbst nicht an eine Verteidigung Norddeutschlands. Wir sind freilich alle sehr froh, wenn wir Erika auf diese Weise loswerden. – Dennoch glaubt der junge Mann immer noch an einen deutschen Sieg.

Mittwoch, 7. März 1945     

     Gestern wurde Köln von den Anglo-Amerik. eingenommen. Wir haben jetzt nur noch einen kleinen Brückenkopf bei Wesel links des Rheines.

     In Pommern sind die Russen dicht vor Stettin, womit die Lage für uns bedrohlich wird. Indessen glaube ich nicht, daß die Russen Stettin über die Oder angreifen werden u. südlich können sie diese Stadt nicht umgehen, solange Küstrin u. Frankfurt noch in unserem Besitz sind. Aber selbst dann, wenn diese Städte verloren gehen werden, werden die Russen kaum zwischen Berlin u. Stettin vorstoßen, es wird wohl immer beim Durchstoß südlich Berlin bleiben. – Graudenz ist gestern gefallen.

     Heute Brief Nr. 13 vom 25.2. von Fritz. Er muß seinen Standort wieder wechseln. Der Stabs-Arzt ist nicht mehr Regimentsarzt, sondern nur noch Bataillons-Arzt bei einem Sicherungs-Bataillon. Die Feldpost-Nummer bleibt zum Glück dieselbe. Leider ist Fritz auf diese Weise nicht mehr mit Feldw. Stegmiller zusammen, der bei der Stabskompanie verblieben ist. Fritz ist nun Schreiber beim Bat.-Arzt. Der neue Standort ist dicht am Rhein. Sehr nett ist es, daß der Stabsarzt Fritz aufgetragen hat, Grüße an uns zu bestellen, als er sah, daß Fritz an uns schrieb.

     Die Trennung von Küntzels vom Essen läßt sich

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Hans Brass: TBHB 1945-03-05. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-03-06_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2024)