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japan. Heeresverbände, die jetzt in Burma stehen, von der Heimat abgeschnitten sein, denn auch die Burma-Straße ist seit einiger Zeit bereits wieder im Besitze der Engländer. Es steht also sehr schlecht um die Japaner. Hauptsächlich wird sich jedoch diese Konferenz um das Schicksal Deutschlands drehen u. es werden nun die Differenzen zwischen England u. Rußland u. Amerika in ein kritisches Stadium treten. Diese Differenzen dürften jetzt der letzte Aktivposten sein, den Deutschland für sich verbuchen kann.

Sonntag, 4. Februar 1945.     

     Heute die Andacht wieder stark besucht.

     Gestern schwerer Luftangriff auf Berlin in der Mittagsstunde. Es soll der schwerste Angriff gewesen sein, den Bln. bisher erlebt hat. Der Angriff richtete sich gegen die Innenstadt, vor allem gegen Bahnhöfe, Regierungsgebäude usw. –

     Gestern Abend Günter Schulz, der in der gewohnten, unerträglichen Weise über alles schwätzte.

     Im Westen, im Raum Monschau – St. Vith, scheinen schwere Kämpfe im Gange zu sein, offenbar für die Engländer erfolgreich. Ich erwarte, daß nunmehr auch hier der Zusammenbruch bald erfolgen wird.

     Im Osten stehen die Russen 8 km. vor Küstrin u. 10 km. vor Frankfurt. Sonst scheint sich nichts Besonderes ereignet zu haben.

Montag, 5. Februar 1945.     

     Gestern am Spätnachmittag kam das Ehepaar Ziel. Beide waren sehr unglücklich über die törichte Abreise ihrer Tochter Marianne, besonders der Mann. Er bemühte sich, sich zu beherrschen, aber er weinte immer wieder. Sie kamen wohl zu uns, um bei uns etwas Trost zu suchen u. baten uns inständig, doch gelegentlich zu ihnen zu kommen.

     Das ganze Dorf ist verrückt geworden wegen dieser Abreise. Alle wollen nun weg u. sind wütend u. erbittert, daß sie nicht fort können. Dazu geht das Gerücht, daß wir alle evakuiert werden sollen, was aber wohl Unsinn ist, denn heute früh wurde drüben bei Saatmann der Lebensmittelverkauf gesperrt, weil heute 120 neue Flüchtlinge hierher kommen sollen. Hoffentlich wird man nicht auch uns welche geben.

     Seit drei Tagen haben wir keinen Telephonanschluß nach außerhalb mehr. Es heißt, die Leitung wäre gestört, aber die Post, die Gemeinde u. die Batterie haben Anschluß, er kann also nicht gestört sein.

     Der Luftangriff aus Berlin am Sonnabend muß sehr schwer gewesen sein. Alle Bahnhöfe sind schwer getroffen worden, Reichskanzlei, Luftfahrministerium, Propagandaministerium, Wehrmachtministerium sollen alle Volltreffer erhalten haben. Der Verschiebebahnhof Tempelhof, auf dem besonders viele Güterzüge nach der Ostfront standen, soll stark zerstört sein, – wieder Ausfall von vielen Hunderten von Güterwagen. Diese Angriffe werden sich jetzt wiederholen u. vielleicht noch steigern, denn Bln. liegt nun ja unmittelbar hinter der Ostfront u. ist der bedeutendste Kotenpunkt.

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Hans Brass: TBHB 1945-02-03. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-02-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 7.7.2024)