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Dienstag, 5. Dez. 1944.     

     In Italien Ravenna von den Alllierten erobert. Nach langer Zeit ist dort endlich wieder ein Fortschritt zu verzeichnen. In Südungarn haben die Russen den Plattensee erreicht. Im Elsaß scheinen die Amerikaner im Raum von Schlettstadt Fortschritte zu machen, wodurch Fritzens Lage noch gefährdeter wird. Von ihm haben wir immer noch keine Nachricht. – In Athen wird die polit. Lage immer ernster, die Kommunisten scheinen dank ihrer Waffen ziemlich große Macht zu haben u. erhalten dauernd Verstärkungen aus dem Lande. Churchill hat im Unterhause eine erfreulich offene u. energische Erklärung abgegeben, er sagte, daß es ihm gleichgültig sei, welche Regierungsform die Griechen sich geben wollen; aber dieselbe müsse auf Grund geordneter Wahlen bestimmt werden. So lange das nicht geschehen sei, würden die englischen Besatzungstruppen gegen Unruhestifter von der Waffe Gebrauch machen. Das ist klar u. deutlich u. man kann nicht sagen, daß diese Worte Angst vor Stalin verrieten.

     Heute hatten wir wieder einmal Fliegeralarm. Es war ein Tagesangriff auf Berlin, hauptsächlich Tegel. Es trat ausnahmsweise auch einmal wieder unsere Jagdabwehr in Erscheinung, doch soll sie ziemlich starke Verluste erlitten haben. – Am gestrigen Tage waren 4000 feindliche Flugzeuge über Deutschland. –

     Richard brachte uns heute endlich unser Holz. Ich arbeitete heute wieder im Garten, sehr kalter Wind.

Mittwoch, 6. Dez. 1944.     

     Eben ruft mich der Bürgermeister an, daß er mir von dem erhaltenen Koks 10 Centner beschlagnahmen müsse, da andere keinen Koks erhalten hätten. Nur das Kurhaus, Frau Garthe u. wir haben voll unseren Koks bekommen. Man kann dagegen nichts machen u. ich habe mich einverstanden erklärt. Der Bürgermeister behauptet zwar, daß er bindende Zusage vom Landrat habe, daß noch ein Waggen Koks angeliefert würde, – aber auf solche Zusage ist kaum etwas zu geben. Zum Glück habe ich in den letzten Jahren viel Koks gespart, sodaß ich wohl hoffen darf, trotzdem mit dem Koks zu reichen, vor allem, wenn der Winter nicht viel schlimmer wird, als er bis jetzt ist.

Donnerstag, 7. Dez. 1944.     

     Gestern Abend Nachrichten von Fritz vom 21.11. – vom 24.11. – 25.11. – u. 27.11., alles zusammen in 2 Briefen, in kurzen Abständen fortsetzend geschrieben. Er teilt mit, daß sie seit dem 16.11. in eine Schlacht verwickelt seien, die diejenige vom September weit überbiete. Es hat also schon etwas früher angefangen, als ich wußte, da ich erst am 19.11. etwas davon notierte. Fritzens letzte Nachricht war vom 15.11., das war also der Vorabend des Beginnes u. er schrieb damals schon von dem Durchbruch der Franzosen im Nachbarabschnitt, also an der schweizer Grenze. Fritz schreibt jetzt, daß er der Gefangenschaft mit Mühe u. Not entronnen sei; aber er ist nun, Gott sei Dank, wieder beim Verbandsplatz u. nicht mehr als Krankenträger bei der Kompanie. Am Verbandsplatz arbeiten 4 Aerzte. Es ist sehr viel zu tun, zahlreiche Verwundete. Der Verbandsplatz

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Hans Brass: TBHB 1944-12-05. , 1944, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-12-05_001.jpg&oldid=- (Version vom 2.7.2024)