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machen werden.

     Gestern Abend packten wir das Weihnachtspäckchen für Fritz, das 1 kg. wiegen darf. Es war, wie wir nachher feststellten, natürlich viel zu schwer. Er wünschte sich so sehr seine Brille, da er seine andere gute Brille in Paris zur Reparatur zurückgelassen hat u. wohl nie mehr wiedersehen wird. Nach dem Bericht von gestern Abend werden wir aber die Brille doch wieder herausnehmen, denn es scheint sehr unwahrscheinlich, daß Fritz dieses Paket je erhalten wird, u. dann hat er überhaupt keine gute Brille mehr. –

     Gestern war mir den ganzen Tag nicht recht wohl, nachdem ich in der Nacht vorher beängstigende Träume gehabt hatte. Ich versuchte, zu malen, aber es wurde nichts. Auch brannte der Ofen nicht an.

     Gestern erhielt ich von dem Buchdrucker Heinrich Schwirkus Briefbogen, die er mir als Gegengabe gegen eine ihm geliehene Meerschaumpfeife mit Bernsteinmundstück angefertigt hat. Herr Sch. wohnt in Haldensleben. Das Papier ist noch sehr anständig u. ist recht gut gedruckt: „Martha Brass. Ahrenshoop“. Ich will es Martha zu Weihnachten schenken. Eine noch recht gute Armbanduhr habe ich schon von dem Silberschmied Krause.

Freitag, 24. November 1944.     

     Gestern Abend Besuch von Prof. v. Walter aus Köln, Bruder von Mariechen Seeberg. Er ist Witwer u. hat in Köln anstatt der Lebensmittelkarten einen Ausweis erhalten, daß er evakuiert sei mit seinen vier oder fünf Kindern. Wohin er gehen wollte, wurde ihm freigestellt. So ist er hierher gekommen, um seinen 15 jähr. Sohn bei seiner Schwester unterzubringen, die anderen Kinder sind schon an zwei verschiedenen Orten untergebracht. Er selbst weiß noch nicht genau, wo er bleiben wird. – Er ist Konvertit u. seine Frau ist dann ebenfalls katholisch geworden. Sie ist an Lungentuberkulose gestorben u. scheint während des langen Krankenlagers ein besonders gläubiges Leben geführt zu haben. Er zeigte mir ein Heft, in welchem sie neue Gesetze des Rosenkranzes aufgeschrieben hat, für jeden Wochentag ein Gesetz mit einer Betrachtung voraus, jede Seite mit sehr hübschen Vignetten farbig geschmückt, ein wirkliches kleines Kunstwerk. – Er möchte den Sohn in Ribnitz unterbringen, damit er dort zur Schule geht u. zum Wochenende dann immer hierher zur Tante kommen kann. – Wir besprachen alle Möglichkeiten, auch mit Müritz u. Barth. – Er bat mich, meine Bilder sehen zu dürfen u. war besonders vom Kopf des Pfarrers von Ars sehr berührt. Er ist offenbar ein sehr tiefgläubiger Katholik, schade, daß er nicht hier bleibt. Er liest an der Universität in Köln über slawische Philosophie.

     Gestern hieß es, daß die Franzosen den Stadtrand von Straßburg erreicht hätten. Die Hoffnung, daß Fritz da herauskommt, ist sehr gering. Heute machten wir sein Weihnachtspaket fertig, ich glaube nicht, daß es ihn erreichen wird.

Sonnabend, 25. Nov. 1944.     

     Gestern Nachricht von Fritz, datiert vom 14./15. Nov. Die Ereignisse künden sich an. Er schreibt von einem Durchbruch der Franzosen im Nachbarabschnitt, seine Truppe liegt alarmbereit u. marschfertig. Leider schreibt

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Hans Brass: TBHB 1944-11-23. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-11-24_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.7.2024)