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u. sah recht gut aus. Er ist nun beurlaubt u. soll entlassen werden, nachdem er vier Monate lang Soldat war. Er hat einen netten Truppenarzt gehabt, der ihm zur Entlassung verholfen hat. Er erzählte mir, daß bei seiner Truppe fast nur Kranke u. Krüppel gewesen wären, zum Teil Leute mit künstlichen Gliedmaßen.

Donnerstag, 9. Nov. 1944.     

     Der totale Führer schweigt total. Von je her war der 8. November der Tag, an dem der Führer seine sog. alten Kämpfer in München um sich versammelte zum Andenken an den 8. Nov., als er mit seinen Getreuen zur Feldherrnhalle gezogen u. dort von den Kugeln der Soldaten empfangen worden war. Diesmal hat er zum ersten Male geschwiegen. Vor einem Jahre war grade die Landung der Amerikaner u. Engländer in Italien gewesen u. der Führer hat damals wie immer den Mund vollgenommen. Er hatte gesagt: „es ist ein Ding, in Italien zu landen, u. ein ander Ding, an der Kanalküste zu landen“ – u. dann hat er gemeint, daß er dem deutschen Volke, falls dieses je unter einer Schicksalsprüfung zusammenbrechen sollte, keine Träne nachweinen würde, denn dann hätte das Volk nichts Besseres verdient. –

     Gestern ausführlicher Brief von Fritz vom 1./2. November. Seine jetzige Einheit wird nun in eine sog. Volks-Genadier-Division umgewandelt. Sie war bisher motorisiert u. wird nun bespannt werden, also vom mot. zum hot. Sein früherer Oberarzt, – ich weiß aber nicht welcher, hat an seinen jetzigen Stabsarzt, einen Brief geschrieben u. ihn gebeten, dafür zu sorgen, daß Fritz endlich den San-Dienstgrad bekäme. – Der Stabsarzt hat Fritz als Fahrer für seinen Wagen bei sich behalten, da er selbst sein Auto auch nach der Umstellung behält, – aber von einer Beförderung ist natürlich keine Rede. –

     Gestern wurde die Mutter der Frau Langhinrichs beerdigt. Der Friedhof wird in diesem Jahre sehr beansprucht.

     Heute wurde ganz plötzlich meine Landschaft fertig. Ich hatte gestern den ganzen Vordergrund wieder abgekratzt u. geglaubt mindestens noch den ganzen heutigen Tag damit zu tun zu haben, aber plötzlich war das ganze Bild fertig, nachdem ich etwa eine Stunde gearbeitet hatte.

Freitag, 10. Nov. 1944.     

     Gestern Nachricht von Gertrud Dobczynski, daß es dem Bruder besser geht. Der Bischof hat P. Becker aus Stettin=Zulchow zum Vertreter ernannt, doch kommt dieser nur Sonntags nach Barth. –

     Ebenfalls gestern von Herrn v. Perfall Nachricht aus Berchtesgaden, daß er mir Farben u. Pinsel schickt. Nachdem ich nun die Farben von Luke habe, bin ich damit jetzt reich eingedeckt.

     An Stelle einer Führerrede wurde gestern amtlich bekannt gemacht, daß bereits seit einigen Wochen V2 gegen England tätig sei. Es soll sich dabei um ein Raketengeschoß handeln, welches durch die Stratosphäre schneller als der Schall fliegt u. deshalb eine Warnung unmöglich ist. Es wird von starker Wirkung gesprochen, – doch soll das nach anderen Berichten nicht sehr schlimm sein. Diese Geschosse haben naturgemäß eine große Streuung u. fallen deshalb zumeist auf freies Feld.

     Heute Abend bekam ich vom Bürgermeister die Aufforderung, am Sonntag um 10 Uhr in Prerow im

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Hans Brass: TBHB 1944-11-08. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-11-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 29.6.2024)