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mit. Nun erkrankte Trude aber gleich nach ihrer Ankunft in Schneidemühl abermals. Vorher jedoch ging sie zum Büro, um Paul die Zigaretten zu übergeben. Sie traf ihn nicht an u. es wurde ihr gesagt, er sei auf Urlaub. Das war am vorigen Sonntag. Von Paul haben weder Grete noch wir etwas gehört. – Grete ist nun sehr aufgeregt, was das bedeuten soll. Seltsamerweise sagte ihr am Sonnabend die Frau des Schlachters Leplow, als Grete Fleisch kaufte, es sei doch schön, daß ihr Mann auf Urlaub sei. Grete antwortete, er sei ja garnicht auf Urlaub, worauf Frau Leplow sehr verwundert war u. steif u. fest behauptete, ihn auf der Straße gesehen zu haben. – Auf meinen Brief, den ich ihm am vorigen Sonntag schrieb, habe ich bis jetzt keine Antwort erhalten. –

     Am Sonnabend Nachricht von Frau Dr. Petersen-Bln., daß sie nun endlich zur kathol. Kirche übergetreten sei. Ich beglückwünschte sie gestern brieflich. Ferner schrieb ich an Fritz, Pfr. Dobczynski u. an Dr. Sinn wegen der Hoferschen Bilder.

     An meiner Landschaft habe ich heute die ganze Wasserpartie wieder heruntergekratzt. Es kam keine Einheit zwischen Wasser u. übriger Landschaft zustande. Habe heute den ganzen Tag neue Versuche gemacht, jetzt am Abend scheint ein Erfolg da zu sein.

Mittwoch, 8. Nov. 1944.     

     Die ganze Welt wartet mit Spannung, ob der Führer heute wohl sprechen wird, aber bis jetzt ist nichts bekannt geworden. Es sieht so aus als wollte er sein eisernes Schweigen auch am heutigen Tage aufrecht erhalten.

     Gestern ist Roosevelt zum vierten Male zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. –

     Vorgestern kurze Nachricht von Fritz vom 29. Oktober.

     Gestern Brief von Paul an mich. An dem Gerücht, daß er auf Urlaub sei, ist kein wahres Wort. Aber seine Stimmung ist anscheinend furchtbar schlecht.

     Gestern ebenfalls sehr inhaltsschwerer Brief von Ruth. Was längst zu erwarten war: die Ehe mit Erich geht nicht mehr. Es ist wirklich ein schwieriges Problem, denn der gute Erich ist tatsächlich ein furchtbar ungeistiger Mensch, dazu ein schwäbischer Spießer, der garkeine Entwicklungsmöglichkeiten hat, während Ruth weit über ihn hinausgewachsen ist. Der Tod des kleinen Hartmuth hat diese Entwicklung bescheunigt, die aber auch sonst eingetreten wäre. –

     Die Landschaft ist schwer. Zwei Mal habe ich das Wasser im Vordergrunde schon herunter gekratzt.

     Am Sonntag verabschiedete sich, wie ich nachträglich notieren will, Ferdinand Bierwirth, der Neffe von Walter Knecht. Er ist seit zwei Jahren Schiffsjunge u. fährt auf der Route nach Norwegen. Vor einigen Wochen wurde sein Schiff torpediert, die Oeltanks wurden getroffen u. explodierten. Wer konnte, sprang ins Wasser. Von 82 Mann Besatzung wurden nur 10 gerettet. Es war ein Geleitzug von drei Frachtern u. mehreren Bewachern, zwei Frachter u. ein Bewacher wurden torpediert.

     Eben besuchte mich Pastor Müller. Er war in Uniform

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Hans Brass: TBHB 1944-11-06. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-11-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 29.6.2024)