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bekommt selbst der Arzt Dr. Meyer kein Benzin mehr. In dringendsten Fällen muß er ein Pferdefuhrwerk benutzen, falls er ein solches bekommt. Herr „General“ Lorenz aber fährt im Auto von Berlin nach Born zum Besuch u. wieder zurück. Das Maaß ist übervoll. –

     Nach der Niederlage bei Arnheim haben die Anglo-Amerikaner jetzt eine große Luftoffensive auf die Städte u. Eisenbahnen hinter der Westfront begonnen. Sie werfen ungeheure Massen von Bomben ab, sodaß man damit rechnen muß, daß ein großer Frontalangriff nun unmittelbar bevorsteht. – Gott schütze unseren Fritz!

     Heute essen wir voraussichtlich zum letzten Male im Kurhaus. – Es ist kalt u. wir heizen täglich. Gott sei Dank, daß ich in all den Kriegsjahren Kohlen eingespart habe, sodaß darin keine Not ist.

     Freitag Abend brachten uns Krappmanns eine große Menge Champignons, die wir gestern aßen. Sie haben sie auf einer Wiese bei Born gepflückt.

     Heute Andacht: Grete u. Frau Krauss. – Am Freitag Rosenkranz: Frau Krauß u. Regine Treffer. – Frau K. wird nun eine sehr eifrige Katholikin.

     Vormittags an Fritz geschrieben.

Mittwoch, 4. Oktober 1944.     

     Es hat sich nichts ereignet. An der Westfront haben die Anglo-Amerikaner zwar ein heftiges Luftbombardement der Anlagen hinter der Front begonnen u. sie haben auch wieder in Holland u. bei Aachen stark angegriffen, aber sie haben bisher nur sehr geringe Erfolge verbuchen können. Mit der Niederlage bei Arnheim scheint für sie eine Pechsträhne begonnen zu haben, welche die Aussicht auf das Kriegsende von neuem wieder in weite Ferne rückt. – In Warschau ist der Aufstand ebenfalls endgültig zusammengebrochen u. auch die Russen sind nirgends weiter gekommen. Ebenso ist es in Italien, wo zwar auch heftig gekämpft wird, jedoch ohne nennenswerten Erfolg der Gegner.

     Von Paul schlechte Nachrichten. Es sind in letzter Zeit viele von den Müttern entlassen worden, wodurch die Läger kleiner geworden u. zusammengelegt worden sind. Dadurch ist er seine Büroarbeit los geworden u. er muß nun mit der Schippe arbeiten. – Ich habe heute Vormittag einen Brief an Pauls ehemaligen Vorgesetzten bei der Technischen Nothilfe aufgesetzt, den Grete abgeschrieben u. gleich abgeschickt hat, – vielleicht kann dieser etwas unternehmen, um Paul frei zu bekommen.

     Heute Nachmittag der Silberschmied Krause, der uns silberne Anhänger macht. Er brachte mir zwei Armbanduhren mit, von denen ich eine als Weihnachtsgeschenk für Martha wählte. Preis 45,– Rm. – sehr billig, wenn ich daran denke, daß ich zum selben Zweck vor zwei Jahren für einen Wecker 100,– Rm. an Loescher zahlte.

Donnerstag, 5. Oktober 1944.     

     Gestern Abend Nachricht von Fritz vom 26. u. 27. Sept. Der Brief war einem Verwundeten mitgegeben u. mit Marke frei gemacht. Er hat nun endlich von uns Post erhalten, Briefe von der zweiten Hälfte des August u. der ersten Hälfte des September. Die vorherigen Briefe sind also wahrscheinlich verloren gegangen. Er war sehr froh, endlich Nachricht erhalten zu haben, ein Kurier hat die Briefe aus Freiburg mitgebracht. -

     Er ist noch beim Hauptverbandplatz, also hinter der Front.

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Hans Brass: TBHB 1944-10-01. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-10-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2024)