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sehr groß. Die Norweger haben niemals einen Hehl aus ihrem Haß gegen die Deutschen gemacht, u. das tun sie auch heute nicht. Die Dänen dagegen seien gegen die Deutschen freundlich gewesen, solange es den Deutschen gut ging, jetzt aber sind sie in jeder Weise gemein. Man könne in Dänemark nichts mehr kaufen, außer minderwertigem Zeug. –

     Gestern ein sehr netter Brief von Ruth als Antwort auf einen von mir kürzlich geschriebenen. Ich habe nun, Gott sei Dank, dieses Kind wohl endgültig zurückgewonnen, ein schon längst nicht mehr erwarteter Erfolg. –

     In der Andacht heute früh außer Grete noch Frau Krauss, die jetzt anscheinend immer eifriger wird, u. Frau Boroffka. Carmen Grantz ist leider krank, ihre Reise nach Stuttgart u. zurück ist wohl zu viel gewesen für sie, was nicht zu verwundern ist.

     Heute Nachmittag müssen wir zu Trude Dade's Eltern nach Althagen zum Kaffee.

     Mittags im Kurhaus mit Grete u. dem jungen Paar als unsere Gäste. Ich fürchte, daß es das letzte Mal war, das Kurhaus will schließen.

Montag, 25. Sept. 44.     

     Der Nachmittag bei Dades war ganz nett. Sie hatten sich große Mühe gegeben, – im Kaffee war echter Bohnenkaffee, dazu gab es selbstgebackenen Apfelkuchen und anderen Kuchen, sehr reichlich. Die beiden Töchter Lieschen u. Elli waren auch da, später kam noch die Frau von Heinz, die ich bis dahin nicht gekannt hatte. Besonders die Alten waren einfach u. herzlich, während Lieschen ja immer voller Hintergedanken ist.

     Die Krisis der engl. Luftlandetruppen scheint überwunden zu sein, wie zu erwarten war. Unsere Truppen, denen durch Massierung starker Panzerkräfte an einem Punkt eine Abschnürung gelungen war, haben diesen Erfolg nicht halten können. Das war zu erwarten. Es wird immer einmal möglich sein, starke Panzerkräfte auf einen Punkt zu konzentrieren u. damit einen Augenblickserfolg zu erzielen, aber die Materialüberlegenheit unserer Gegner ist so ungeheuer, daß solche Erfolge auf die Dauer eben nicht zu halten sind. Die Engländer haben im Raume Arnheim nochmals sehr starke Luftlandungen vorgenommen, sodaß nun zu erwarten ist, daß sie in der Lage sein werden, von Norden her über Wesel mitten in das Ruhrgebiet hineinzustoßen.

     Die Russen machen im Baltikum rasch weitere Fortschritte. Baltischport, westlich Reval, ist genommen. Wir werden dort wieder starke Menschen= u. Materialverluste erleiden, zumal die Russen auch gegen Riga Fortschritte machen. Wieder einmal werden wir hier große Verluste erleiden, die erspart werden konnten, wenn der Gefreite Hitler das Baltikum rechtzeitig aufgegeben hätte. Jetzt scheint der angloamerikan. Angriff in Italien ebenfalls Fortschritte zu machen, nachdem Rimini erobert ist u. gleichzeitig ein Durchbruch nördlich Florenz gelungen zu sein scheint. Damit würde dann das schwierige Gelände des Apennin überwunden sein u. die Po-Ebene liegt offen da. Das würde für uns eine gewaltige Frontverlängerung bedeuten, die zu halten wir nicht genügend Kräfte haben. Kesselring wird nicht anders können, als sich in die Alpen zurückzuziehen. Damit wird die Front dann auch im Süden die Reichsgrenze erreicht haben, sie würde dann von Holland an

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Hans Brass: TBHB 1944-09-24. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-09-25_001.jpg&oldid=- (Version vom 24.6.2024)