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Regiment nun aus dem Kampf herausziehen wird, aber Fr. weiß noch nicht, was werden wird. Er ist jetzt erst einmal einem Hauptverbandsplatz zugewiesen worden, wo er zunächst etwas Ruhe hat u. uns diesen ausführlichen Brief schrieb, den er wieder einem Verwundeten mitgegeben hat zum Einwurf in Deutschland. Er selbst hat seit zwei Monaten keine Post mehr von uns erhalten. Er hat nun den Krieg in seiner ganzen Furchtbarkeit kennen gelernt u. wir können nur Gott innig danken, daß er ihn behütet hat. –

     Die Russen haben Reval erobert. Dort oben scheint es nun wieder voran zu gehen. Die Luftinvasion bei Arnheim scheint jetzt ihre kritische Zeit durchzumachen. Nach unserem Heeresbericht ist der Kommandeur dieser gelandeten Division gefangen genommen worden u. eine Verbindung der gelandeten Truppen mit der eigentlichen Armee ist bis jetzt noch nicht hergestellt. Zwar haben sie Nymwegen erobert u. auch einen Flußübergang gesichert, aber sie scheinen da nicht weiter zu kommen. Es scheint sich also herauszustellen, daß solch eine Luftlandung doch nicht so gefahrlos ist, wie es anfangs aussah. Auch sonst kommen die Anglo-Amerikaner an der ganzen Front nicht recht vorwärts. –

     Zum Freitags-Gebetsabend war gestern wieder Frau Krauss, die kleine Marinehelferin Regine Treffer u. eine andere Dame zugegen, welche in der „Guten Laune“ wohnt, total ausgebombt von irgendwo her. –

     Unsere Pumpe immer noch nicht in Ordnung. Heute soll der Obermaat Richter noch einmal kommen. Habe gestern zusammen mit Grete's Schwiegersohn Wollesen den Brunnen geöffnet, es fand sich, daß der Brunnen ganz, bedeckt war mit Wurzeln der Weiden, die dort stehen. Wir haben das Wurzelgewirr herausgezerrt mit einem Feuerhaken, doch saugt die Pumpe deshalb doch noch nicht. Möglicherweise ist der Boden des Brunnens verschlammt.

Sonntag, 24. Sept. 1944.     

     Gestern arbeitete der Obermaat Richter wieder bis abends 8 Uhr an der Pumpe, ohne jedes Ergebnis. – Ich vollendete das neue Engelbild, – es war sehr schwierig, ist es ist doch gut geworden, – überaus ernst.

     Die Russen haben Pernau am Rigaer Busen erobert u. haben damit die Nordgruppe unserer Armee in zwei Teile gespalten. In Siebenbürgen haben sie Arad genommen, unmittelbar vor der ungarischen Grenze. Der jetzige Ministerpräsident von Ungarn soll sich in der letzten Woche geäußert haben, er hoffe, sein Land bald aus dem Kriege herausführen zu können. Das wäre dann der letzte Vasallenstaat, der abfallen würde, mit Ausnahme der Slowakei, die aber praktisch schon längst abgefallen ist. – Die englischen Luftlandetruppen scheinen eine schwere Krise durchmachen zu müssen, man hat von uns aus alle verfügbaren Kräfte gegen sie aufgeboten mit einigem Erfolg. Dennoch kann man erwarten, daß die Gegner dieser Krise Herr werden u. der Rückschlag wird um so gefährlicher werden, denn diese Aktion kostet uns gewaltig viel Material.

     Gestern sprach in kurz Dr. Krappmann, der von seiner Osloer Reise zurück ist u. auf dem Rückwege in Dänemark Station gemacht hat. Er erzählte von tollen Zuständen dort: Sabotage wird getrieben, Attentate auf Eisenbahnen, Fabriken u. öffentl. Einrichtungen, Soldatenmorde auf offener Staße bei hellem Tage. Er meinte, der Unterschied zwischen Norwegen u. Dänemark sei

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Hans Brass: TBHB 1944-09-23. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-09-24_001.jpg&oldid=- (Version vom 23.6.2024)