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Montag, 17. April 1944.     

     Auch heute keine feindlichen Einflüge, obgleich gestern u. heute teilweise bedecktes Wetter war, also günstiges Angriffswetter. Nur von Italien aus erfolgten Angriffe auf Bukarest u. andere Städte auf dem Balkan.

     Man sagt, Mussolini sei sehr krank u. es sei mit seinem baldigen Tode zu rechnen. Ich möchte diesem Manne, für den ich immerhin gewisse Sympatien habe, einen baldigen Tod wünschen, ehe er in die Hände seiner Feinde fällt. Nachdem er in die Hände Hitlers gefallen ist, genügt das. Er war bestimmt eine hervorragende Persönlichkeit, aber die Verbindung mit Hitler, gegen die er sich lange genug gewehrt hat, hat ihn ruiniert. –

     Ich arbeite viel im Garten. Der Steingarten, den ich vor zwei Jahren vorm Hause anlegte, kommt jetzt erst richtig in Schwung. Frl. v. Tigerström brachte vor zwei Jahren Primeln mit aus dem Walde bei Kükenshagen, die mich im vorigen Jahre sehr enttäuschten. Aber jetzt, im dritten Jahre, haben sie sich mächtig herausgemacht u. sehen prächtig aus.

     An Wehrbezirkskommando geschrieben, man möge mir eine Bescheinigung geben, daß ich ein Auto für die Hin-und Rückfahrt nach Ribnitz benutzen darf, weil ich sonst nicht wüßte, wie ich nach Stralsund gelangen soll.

     Morgen ist die Unterhaussitzung in London, ich bin gespannt. Am Donnerstag ist des Führers Geburtstag.

     Martha heute wieder Kopfschmerzen. Sie sieht oft schlecht aus, ist sehr anfällig, es wird ihr alles zu viel.

Dienstag, 18. April 1944.     

     Heute am Tage wieder einmal Angriff amerikanischer Bomber auf verschiedene Städte Norddeutschlands. Auch Hamburg u. Lübeck sollen dabei angegriffen worden sein. In der Unterhaussitzung in London scheint sich nichts Wesentliches ereignet zu haben, außer daß die engl. Regierung sich gezwungen gesehen hat, ein Ausnahmegesetz gegen Streiks zu erlassen. So weit sind sie also auch dort schon gekommen. Ferner ist eine Warnung an Frankreich erlassen worden, daß sich jeder mit Lebensmitteln versehen soll, da in Verbindung mit den zu erwartenden militär. Ereignissen die Lebensmittelzufuhr für einige Zeit schwierig sein würde. Am Wichtigsten ist eine Verfügung der engl. Regierung, daß von sofort ab den ausländischen diplomatischen Vertretungen verboten ist, mit dem Auslande zu telephonieren, zu reisen, Telegramme zu senden, ja sogar Briefe zu schreiben. Alles Kuriergepäck liegt unter Kontrolle. Diese Verfügung wurde unter ausdrücklichem Hinweis auf die zu erwartenden militärischen Ereignisse erlassen u. es heißt, sie würden wieder aufgehoben werden, sobald die Lage es gestattet. Das heißt also, daß der Angriff unmittelbar bevorsteht. Vielleicht hat zu dieser Stunde die Einschiffung der Truppen bereits begonnen. Vorgestern wurden die Franzosen bereits gewarnt, sich nicht in der Nähe von Eisenbahnzielen aufzuhalten. Wenn das alles nicht Bluff sein sollte, wird die Landung also am Kanal erfolgen u. nicht in Dänemark, – aber man kann es nicht wissen, – nur hoffen kann man, daß wir hier außerhalb der Operationen bleiben.

     Wir erwarteten heute Frau Eitner, doch ist sie wieder nicht gekommen.

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Hans Brass: TBHB 1944-04-17. , 1944, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-04-17_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.6.2024)