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Montag, 12. Apr. 1943.     

     Gestern ausführlich an Fritz geschrieben u. ihm meinen Standpunkt gegenüber seiner Schwester Ruth klargelegt. Ich habe ihm anheim gegeben, meine Ansicht an Ruth weiterzugeben in der schwachen Hoffnung, auf diese Art vielleicht zu einem Ausgleich zu kommen.

     Im Radio wurde bekannt gegeben, daß Hitler sich mit Mussolini wieder einmal getroffen hat. Ich kann mir denken, daß Mussolini nicht sehr fröhlich über die Entwicklung in Afrika ist. Herr Dr. Goebbels hat kürzlich in einem Artikel erklärt, daß „wir“ bisher vom Kriege noch garnicht berührt worden seien mit Ausnahme der Bombenangriffe. Man sollte meinen, daß diese Berührung bereits völlig hinreichend sei, aber er meinte, daß sich für uns der Krieg bisher nur an der Peripherie abgespielt habe. Solche Ansichten werden für die Italiener sehr trostreich sein, die schließlich bis jetzt ihren ganzen Kolonialbesitz restlos verloren haben u. die den Feind nun direkt vor der Türe haben.

     Gestern beendeten wir die Lektüre Karl II. – Abends der Kreuzweg von Reinhold Schneider.

     Der Rückzug Rommels in Afrika scheint jetzt in eine ziemlich regellose Flucht überzugehen. Nachdem heute von den Anglo-Amerikanern bereits die Einnahme von Kairuan gemeldet worden ist, dürfe der Rest der Armee, die diesen Ort noch nicht passiert hat, abgeschnitten sein. Vor allem werden wohl besonders die schweren Waffen nicht mehr zu retten sein. Diese Niederlage wird sehr viel verlustreicher sein, als es einst Dünkirchen für die Engländer war, denn diese hatten damals doch eine ziemlich offene See als Rückzugslinie, während Rommels Rückzug nach Sizilien schwer bedroht ist. Viel wird da nicht rauskommen.

Freitag, 16. April 1943.     

     Nachdem der Führer den Duce empfangen hat, fanden anschließend Empfänge des Königs von Bulgarien u. des rumänischen Marschalls Antonescu statt. Diese Empfänge dürften mit der Bedrohung von Süden u. Südosten zusammenhängen. Die strategische Lage Rommels in Afrika wird immer gefährlicher. Sobald diese Sache erledigt sein wird, dürfte wohl der Angriff auf Italien u. Griechenland fällig sein. –

     Das dauernd schöne Frühlingswetter lockt die Sommerhausbesitzer her. Hier aber wird ihnen vom Bürgermeister mitgeteilt, daß sie sich nur 6 Wochen lang in ihren Häusern aufhalten dürfen. Der Sinn dieser Maßnahme ist, wie sooft, völlig unbegreiflich, denn es hat doch niemand einen Nutzen davon, wenn diese Sommerhäuser leer stehen. –

     Heute u. am vorigen Freitag Fußböden geölt. Sehr anstrengend. Morgen früh kommt noch das Seezimmer daran. Heute sind die Stauden von Hinrichs aus Kröpelin gekommen, auch sie müssen morgen eingepflanzt werden.

     Margret u. ihre Mutter sind sehr fleißig am Werk, die Wohnung einzurichten. Margret ist doch noch sehr jung, das zeigt sich so nach u. nach. Sie hat besten Willen, ist auch sehr verständig, aber gewisse Sachen sieht sie nicht wegen ihrer Jugend. Gestern Abend gab es deshalb eine kleine Auseinandersetzung zwischen Martha u. ihr, die zum Glück friedlich endete.

     Anstrengende Gartenarbeit, Grasflächen umgegraben u. die vielen Quäken entfernt.

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Hans Brass: TBHB 1943-04-12. , 1943, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-04-12_001.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2024)