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trifft sich dort mit seinem Stiefbruder Klaus, mit dem zusammen er am Montag bei uns eintreffen wird. In Bln. wird er seine bislang heimliche Braut treffen. Aus seinem gestrigen Brf. ist zu entnehmen, daß er entschlossen ist, ernst zu machen. Ich werde mich freuen, wenn es zu einer Heirat kommt, wenngleich ich voraussehe, daß diese Ehe sehr viele Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Das wird bei Fritz aber immer der Fall sein, ob mit diesem oder einem anderen Mädchen, – u. an sich ist das kein Unglück. Das Leben ist nicht zum genießen da. So lange ich lebe, werde ich den jungen Leuten schon über die Klippen helfen u. vielleicht schenkt mir Gott noch so viele Jahre, bis sie beide allein weiterlaufen können. Das Mädchen ist sehr jung u. noch biegsam, da wird sich im Anfang noch viel machen lassen, wenn man klug u. vorsichtig ist. Anscheinend ist sie positiv zum Christentum eingestellt, das muß man pflegen u. stärken. Das Elternhaus dieses Mädchens ist freilich eine dunkle Null. Die Mutter, geborene Seeberg, Schwester des sogenannten Prof. Erich Seeberg, Theologe, – ist wohl noch religionsloser als ihr Bruder, der Vater Dr. Bohner ist Schriftsteller, ein verlotterter Mann, aber Sohn eines ehemaligen Schusters u. nachmaligen evang. Missionars in Afrika, der offenbar ein sehr frommer Mann u. bedeutender Christ gewesen ist. Vielleicht wird die Enkelin diese Anlage geerbt haben, – Gott gebe es. Wir wollen nun unablässig dafür beten! –

     Draußen haben wir 9° Wärme, vormittags 10 Uhr!

Abends: Martha nachmittags sehr krank, jetzt besser.

Im Radio wird bekannt gegeben, daß Generaladmiral Raeder auf den Posten eines „Generalinspektörs der Marine“ kaltgestellt worden ist. Für ihn hat der Admiral Dönitz, bisher Chef der U-Boote, das Kommando übernommen. Mit der Absetzung Raeders rechnete man schon längst. Man sieht, daß solche Gerüchte doch fast immer stimmen. In Italien ist der Oberkommandierende der Armee ebenfalls abgesetzt worden. Man führt das auf den Rückzug Rommels zurück u. man sagt, daß s. Zt. große Teile der italienischen Armee zu den Engländern übergelaufen seien, als Rommel noch in der Alamein-Stellung war. – Im Heeresbericht wird gesagt, daß „Generalfeldmarschall Paulus“, der Führer der 6. Armee in Stalingrad, an der Spitze der Reste seiner Armee immer noch in Stalingrad kämpfe. Er war bisher Generaloberst u. ist also jetzt Feldmarschall geworden u. – was wichtiger ist, – er ist bei seiner Truppe geblieben. Nach dem Bericht ist anzunehmen, daß dieses Drama nun vor seinem Ende steht. –

     „Wir werden siegen, weil wir unseren Führer haben!“ so sagte gestern Dr. Goebbels, – und – „unser Vertrauen in den Führer ist schlechthin nicht mehr überbietbar!“ –

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Hans Brass: TBHB 1943-01-31. , 1943, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-01-31_002.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2024)