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Mann, einem sehr netten Menschen, in Ahrenshoop auf u. brachte auch ihre beiden Töchter, also meine richtigen Kusinen u. deren Männer mit. Die ältere, Inge, ist verheiratet mit einem Herrn Diel, Kaufmann in Köln, die jüngere, Maria, ist mit einem Schweizer, Dr. Ammann, in Berlin verheiratet. Auch meine Tante, die Frau Sorge, wohnt jetzt in Berlin-Dahlem.

     Geschäftlich war die Saison wieder recht günstig, aber sonst, war es wieder eine schlimme Zeit, die endlich ihren Abschluß fand mit den dramatischen Ereignissen, die um Haaresbreite am Kriege vorbei führten. Dieser Krieg aber ist nur aufgeschoben, was mit immer fürchterlicherer Gewißheit sichtbar wird. Diese Ereignisse haben das nationalsozialistische Regime keineswegs gefestigt, vielmehr stellt sich immer deutlicher heraus, daß der Führer unter seinen Getreuen erhebliche Einbuße erlitten hat. Man spricht überall ganz offen davon u. es sieht sehr besorgniserregend aus. Hinzu kommt, daß die aggressive Haltung der Regierung gegen die Kirche immer unverhohlener wird. Aus Wien kommen beunruhigende Gerüchte über ausländische Sender, – die ganze Welt spricht von den skandalösen Ausschreitungen gegen Kardinal Innitzer, nur wir in Deutschland hören nichts davon. Das Berliner Kirchenblatt ist seit langer Zeit ganz verboten, sodaß auch diese Quelle, die hier u. da etwas zwischen den Zeilen erraten läßt, verstopft ist. Es ist fürchterlich, wie sich die Dinge mit quälender Langsamkeit mehr u. mehr zuspitzen.

     Seit heute bin ich wieder hier in Müritz in St. Ursula, morgen Abend fangen die Exerzitien an. Ich bin von Schw. Oberin aufgefordert worden, bis Dienstag über eine Woche hier zu bleiben, weil dann grade Allerseelen ist. Ich habe das gern angenommen. Exerzitienmeister ist ein Jesuit.

     In der letzten Woche war das junge Ehepaar Faensen bei uns auf vier Tage zu Gast. Sie erwarten um Februar - März ihr zweites Kind u. haben mich gebeten, Taufpate zu werden.

     Ich war schon mehrere Stunden in der stillen friedlichen Kapelle. – Am letzten Sonntag nahmen wir übrigens auch von hier die beiden jüngsten Schwestern, Katharina u. Hildegardis, mit nach Ahrenshoop, sie waren beide ganz selig darüber. Nun wollen natürlich die anderen auch mal mitfahren.

Montag, den 24. Okt. 1938

Dienstag den 25. Okt. 1938

     Als ich gestern schreiben wollte, pochte der Pater Exerzitienmeister, Pater Mund S.J., an meine Tür. Er wohnt gleich neben mir. Er lud

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Hans Brass: TBHB 1938-10-23. , 1938, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1938-10-25_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2024)