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Johannes Wassersprung tot und nahm die sieben Drachenköpfe mit. Damit ging er zum König, sagte, er habe das Ungeheuer getötet, die sieben Köpfe bringe er zum Wahrzeichen, und die Prinzessin ward seine Braut. – Indessen kamen die Tiere des Johannes Wassersprung, die nach dem Kampf sich in die Nähe gelagert und auch geschlafen hatten, wieder zurück und fanden ihren Herren tot. Da sahen sie, wie die Ameisen, denen bei dem Kampf ihr Hügel zertreten war, ihre Toten mit dem Saft einer nahen Eiche bestrichen, wovon sie sogleich wieder lebendig wurden. Der Bär ging und holte von dem Saft und bestrich den Johannes Wassersprung; davon erholte er sich wieder, und in kurzem war er ganz frisch und gesund. Er gedachte nun an die Prinzessin, die er sich erkämpft hatte, und eilte in die Stadt; da ward eben die Hochzeit mit dem Kutscher gefeiert, und die Leute sagten, der habe den siebenköpfigen Drachen getötet. Hund und Bär liefen ins Schloß, wo ihnen die Prinzessin Braten und Wein um den Hals band und ihren Dienern befahl, sie sollten den Tieren nachgehen und den Mann, dem sie gehörten, zur Hochzeit laden. So kam Johannes Wassersprung auf die Hochzeit, und gerade ward die Schüssel mit den sieben Drachenköpfen aufgetragen, die der Kutscher mitgebracht hatte. Johannes Wassersprung zog die sieben Zungen hervor und legte sie dabei; da ward er als der rechte Drachentöter erkannt, der Kutscher fortgejagt, und er der Gemahl der Prinzessin. – Nicht lang darnach ging er auf die Jagd und verfolgte einen Hirsch mit silbernem Geweih. Er jagte ihm lange nach, konnte ihn aber nicht erreichen und kam endlich zu einer alten Frau, und die verwandelte ihn samt seinem Hund, Pferd und Bären in Stein. Indessen kam Caspar Wassersprung zu dem Baum, worin die beiden Messer standen, und sah, daß das Messer seines Bruders verrostet war. Sogleich beschloß er ihn aufzusuchen, ritt fort und kam in die Stadt, wo die Gemahlin seines Bruders lebte. Weil er aber diesem so ähnlich sah, hielt sie ihn für ihren rechten Mann, freute sich seiner Wiederkunft und bestand darauf, daß er bei ihr bleiben sollte. Allein Caspar Wassersprung zog weiter, fand seinen Bruder mit seiner Begleitung versteinert und zwang die Frau, den Zauber aufzuheben. Darauf ritten die beiden Brüder heim, und unterwegs machten sie aus, derjenige solle Gemahl der Prinzessin sein, dem sie zuerst um den Hals fallen werde; und das geschah dem Johannes Wassersprung.

Eine fünfte Erzählung sagt bloß zum Eingang, daß einem Fischer in das ausgeworfene Netz eine goldene Schachtel vom Himmel gefallen sei, worin zwei schöne Knaben gelegen. Als sie herangewachsen sind, erlernen sie die Jägerei. Der Drache wird getötet, indem ihm der Jüngling eine giftige Semmel in den Rachen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_532.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)