Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 466.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Buckel) recht vollschlagen. Das ganze Dorf kam zu Hilfe, aber sie richteten wenig aus bei der Sache. Da ward es dem König gemeldet, der schickte ein militärisch Kommando ab, diese Soldaten gefangen zu nehmen. Aber der Schwarzenfelser schlug in einem hin auf seinen Ranzen und ließ Infanterie und Kavallerie aufmarschieren, die schlugen das militärische Kommando wieder zurück an seinen Ort. Am andern Tag ließ der König noch viel mehr Volk ausmarschieren, um den alten Kerl in Ruh zu setzen. Der aber schlug auf seinen Ranzen so lang, bis eine ganze Armee herausgekommen, dazu drehte er seinen Hut ein paarmal [auf dem Kopf herum]; da gingen die Kanonen, und der Feind ward geschlagen und in die Flucht gejagt. Da ward Friede geschlossen und er zum Vizekönig gemacht, wie auch die Prinzessin ihm zur Gemahlin gegeben.

Der Prinzessin aber lag es beständig im Sinn, daß sie so einen alten Kerl zum Gemahl nehmen müssen, und wünschte nichts mehr, als daß sie ihn wieder loswerden könnte. Sie forschte täglich, in welchen Vorteilen seine Macht bestehe; er war auch so treu und entdeckte ihr alles. Da schwätzte sie ihm seinen Ranzen ab und verstieß ihn; und als darauf Soldaten gegen ihn marschierten, war sein Volk verloren. Aber noch hatte er sein Hütchen, da griff er daran und ließ die Kanonen gehen; so schlug er den Feind, und ward wieder Friede gemacht. Darnach aber ließ er sich wieder betrügen, und die Prinzessin schwätzte ihm sein Hütchen ab. Und als nun der Feind auf ihn eindrang, hatte er nichts als sein Hörnchen; da blies er darauf; alsbald fielen Dörfer, Städte und alle Festungswerke übern Haufen. Da war er König allein und blieb, bis er gestorben ist.

Einen sehr ähnlichen Schwank erzählt schon Hans Sachs 1554 ‘Der Landsknecht mit dem Esel’ (Fabeln und Schwänke ed. Goetze 6, 357 nr. 941a) und vollständiger 1559 ‘Warum die Landsknecht der Trummel zulaufen’ (Folio-Ausgabe 2, 4, 114b = 9, 482 ed. Keller = Fabeln ed. Goetze 2, 180 nr. 251). Sankt Peter bat einmal einen Landsknecht um eine Gabe; dieser reicht ihm alles, was er erbettelt hat, nämlich drei Pfennige. Der hl. Petrus schenkt ihm zur Belohnung des guten Willens ein paar Wünschwürfel. Der Landsknecht geht vergnügt seiner Straße; abends unter einer Eiche sitzend würfelt er sich einen vollen Tisch herbei und läßt sich’s gut schmecken. Indem kommt ein Bauer auf einem Esel daher und sagt, nächten habe er den hl. Petrus beherbergt, der ihn dafür heut Morgen mit diesem Esel begabt, der voller Landsknechte stecke; wenn man ihm auf den Schwanz schlage, falle einer herab; vor den Landsknechten aber habe er eine Scheu, da sie ihn schon

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_466.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)