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Gatten vergeudeten Theil ihres Vermögen mit Hilfe eines Alchimisten wieder zu erlangen. Sie nahm bei einem solchen Unterricht, kaufte sich auf dem rechten Elbufer einen Weinberg (?), auf dessen Höhe sie von alten Bretern eine Hütte errichtete, da das bereits vorhandene Häuschen für ihre Zwecke zu kostbar schien. Tag und Nacht kochte Madame Saloppe, bis man sie eines Tags, nachdem sie den größten Theil ihres Vermögens zwecklos verwendet hatte, in ihrem Laboratorium vom Rauch erstickt auffand. Da Ursula’s Gatte, Fust v. Scharffenberg, bereits einige Jahre vor diesem Ereignisse in tiefem Elende gestorben war, fiel der Weinberg an die bairischen Verwandten der Goldmacherin und wenn auch seit jener Zeit die Besitzer oft wechselten, so ist doch ihm und insbesondere dem darauf stehenden Hause, nach jener Madame Saloppe, der Name „die breterne Saloppe“ bis auf die neueste Zeit geblieben.

Allerdings kannte ich die Sage, ich habe sie aber absichtlich weggelassen, weil ich annahm, sie sei von Schaden nur deshalb erfunden, um der in derselben vorkommenden Familie Kalberla aus irgend einem persönlichen, jetzt nicht mehr zu ermittelnden Grunde etwas anzuhängen. Sie trägt nämlich den Beweis ihrer Unwahrscheinlichkeit und ihres modernen Ursprungs an der Stirne. Da nämlich die französischen Worte salop (Schmutzfink) und salope (Schlumpe) neuere französische, erst zu Ende des 17. Jahrhunderts entstandene Schimpfworte sind (erst aus dem englischen slop, nicht aus dem französischen sale gebildet), so konnte selbstverständlich im 13. Jahrhundert weder in Frankreich noch viel weniger in Deutschland ein Ort oder Gegenstand so benannt werden. Außerdem hat der Name selbst wohl erst im ersten Viertel dieses Jahrhunderts seine Entstehung zu suchen, denn weder Daßdorf noch Hasche in ihren topographischen Beschreibungen Dresdens führen diesen Vergnügungsort an, erst Schiffner im Supplement zu Schumanns Lex. v. Sachsen Bd. IV (XVII), Art. Loschwitz S. 919 nennt ihn und sagt, der Ort habe eigentlich Schaluppe, d. h. Bretterhütte geheißen, weil er früher nur aus einem bretternen Schuppen bestand, und daraus hätte der Volksmund „Saluppe“ und dann „Saloppe“ verdreht, womit nun wohl allerdings allem Zweifel ein Ende gemacht ist. Aufgehört Vergnügungsort zu seyn hat die Saloppe erst im Jahre 1872. Vielleicht kommt der Name aus dem böhmischen chalupa, Bauerhütte.

Eine andere Sage über eine Dresdner Localität scheint mir besser hier am Platze zu sein.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_549.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)