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Müller nicht wenig, er setzte also den Bärenführern noch ein treffliches Frühstück zum Abschied vor und gab ihren Thieren einen derben Sack voll Brod mit auf den Weg, um sich für ihre erfolgreiche Bekämpfung des Teufels dankbar zu bezeigen. Wirklich ließ sich seit diesem Tage der Teufel in dem Stalle nicht mehr spüren, und so konnten denn die Mülleresel ruhig wieder in denselben einziehen. Da traf es sich, daß einst am späten Abend, als der Müller eben nach Hause kam, der Gottseibeiuns in seiner fürchterlichen Gestalt plötzlich vor ihm stand und sprach: „ei! sagt mir doch, sind denn die beiden großen Katzen noch im Stalle drin?“ Ja „freilich,“ antwortete jener, „die Katzen sind und bleiben da.“ Da verschwand der Böse mit grimmigem Brüllen in den Wald und ward seitdem nicht mehr gesehen, der Name Katzenmühle blieb aber dem Orte bis auf unsere Zeit herab.


526) Das Mönchsgesicht an der Kirche zu Schlettau.
Poet. beh. v. Ziehnert Bd. I. S. 47 sq.

An der östlichen Außenseite der Kirche zu Schlettau befindet sich etwa 8 Ellen von der Erde ein Stein in der Mauer, der angeblich, ohne von Menschenhänden bearbeitet zu sein, einem Mönchsgesicht täuschend ähnlich sieht. Das Volk erzählt sich von demselben folgende wunderbare Geschichte. Um das Jahr 1520 war Johannes Küttner (oder Kottne), ein Bruder des Grünhayner Abtes Georg Küttner, Pfarrer zu Schlettau (und zwar der letzte katholische Geistliche daselbst). Da begab es sich, daß einst in stiller Mitternacht, als dieser noch eifrig in den Kirchenvätern studirte, ein bleicher Schatten vor ihn hintrat und also sprach: „Fürchte Dich nicht, ich bin der Geist eines Deiner Vorgänger, der vor nunmehr 100 Jahren, als die Hussiten in der Nähe waren, ein silbernes Crucifix um Mitternacht in die Kirchmauer vergrub, wo es noch ist: ich ward am nächsten Morgen von den wilden Ketzern erschlagen und bin jetzt gekommen,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_469.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)