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und seinen Schülern, als sie eben auf dem Fichtelberge sich frommer Andacht hingaben, von ihrer Mutter und ihren heidnischen Priestern überrascht und gefangen auf den Bielberg geschleppt, um da geopfert zu werden, allein ein Blitzstrahl verlöschte den Holzstoß, auf dem sie und Conrad den Flammentod sterben sollten, und schlug das Götzenbild und seinen Oberpriester zu Boden, und Alle, welche das Wunder geschaut hatten, bekehrten sich und nahmen das Kreuz. Bila’s und Conrad’s Liebe war eine geistige, der fromme Mann zog fort zu andern Völkern, die Fürstin aber blieb zurück und widmete ihr ganzes Leben der Verbreitung des Christenthums, und als ihr letztes Stündlein schlug, da erbat sie sich von ihrer Schutzheiligen St. Anna die Gnade, zuweilen beim Herannahen wichtiger Ereignisse ihrem Volke erscheinen zu dürfen, und dies ging auch in Erfüllung: wenn sie sich gezeigt, pflegt gewöhnlich der Stadt Annaberg irgend ein freudiges Ereigniß zu begegnen.


525) Die Katzenmühle bei Buchholz.[1]
Bechstein, Deutsches Sagenbuch S. 524. Poet. beh. v. Ziehnert. Bd. II. S. 21 sq.

Bei Buchholz befindet sich eine Mühle, welche noch bis jetzt die Katzenmühle von folgender Begebenheit her genannt wird. Im 15ten Jahrhundert soll daselbst ein wohlhabender Müller gelebt haben, der auf den Gedanken kam, sein Haus durch den Anbau eines Stalles zu vergrößern. Kaum war


  1. Ich habe in meinen Sagenkreisen des Mittelalters S. 492 und 86, schon darauf hingewiesen, daß diese Sage sonderbar genug (sie findet sich auch bei Mühlenhoff, Sagen von Schleswig und Holstein Nr. 346 S. 257. Dieselbe Sage kommt auch in der Mark und in Norwegen vor, s. Hagen a. a. O. Bd. III. S. LXXII sq.) denselben Gegenstand betrifft, den ein altdeutsches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert erzählt, das Schretel und der Wasserbär betitelt (bei Hagen, Gesammtabenteuer Bd. III. S. 257 sq., Mone, Quellen u. Forsch. Bd. I. S. 281 sq. und Haupt, Zeitschr. f. deutsches Alt. Bd. VI. S. 174 sq., cf. Grimm, Irische Elfenmärchen S. CXIV).
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_467.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)