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Männchen auszustellen, neben dem eine Vase mit Blumen stand. Der Aberglaube betrachtete dieses Männchen als das Palladium der Stadt, welches im Stande sei, von derselben Seuchen, Feuerschaden, Blitz etc. abzuhalten. Nachdem der Stadtrath in dem genannten Jahre die Ausstellung dieser Puppe verbot, wallfahrtete das Volk zwar nicht mehr hierher, aber man zog dafür nach dem Gesundsbrunnen am Thonberge.


416) Der Teufel entführt eine Frau.
T. Heydenreich, Leipzigsche Cronike. Lpzg. 1635. 4. S. 419.

Am 18. October des Jahres 1630 kam zu einer Kutschersfrau vor dem Petersthore, die von Schulden gedrückt und deshalb schwermüthig geworden war, ein fremder Mann, der ihr versprach, ihr zu helfen und ihr einen Schatz zu zeigen; auf dem Wege dahin packte er sie aber und warf sie ins Wasser. Es gelang ihr zwar, wieder herauszukommen, als sie aber am Morgen darauf zur Kirche ging, lief auf einmal ein schwarzer Bock neben ihr her, und als sie denselben von sich scheuchen wollte, nahm er sie auf die Hörner und führte sie 5 Meilen weit davon weg ins Holz, wo sie 8 Tage ohne Speise und Trank ausharren mußte, bis sie in Bauer fand und ihr den Weg nach Hause zeigte.


417) Der schwarze Bruno zu Leipzig.
Edm. v. Felsthal, des deutschen Volkes Sagenschatz. S. 280 sq.

In einem Kloster zu Meißen lebte ein Mönch, mit Namen Bruno, den man gewöhnlich den schwarzen Bruno hieß. Mit Hilfe der schwarzen Kunst, die er in Italien gelernt hatte, hinterging und betrog er die frommen, geistlichen Klosterherren und trieb nächtelang in den Frauenklöstern unter den jungen Nonnen sein Wesen. Endlich verwieß ihn der Erzbischof aus dem Kloster und aus der ganzen Gegend. Er ging hierauf nach Bautzen und wurde dann zu

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)