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405) Das Kind auf dem Apfel in Leipzig.
Ziehnert Bd. III. S. 244.

Am rechten Eckhause des Hallischen Pförtchens und Brühls über dem zweiten Eingang im Gäßchen sieht man ein nacktes Kind auf einem Apfel stehend in Stein gehauen, zum Andenken, daß einst ein Kind, welches für sein Alter mit weit vorgerückten Geistesgaben ausgezeichnet war, auf dieser Gasse auf einen Apfel trat und sich zum allgemeinen Bedauern zu Tode fiel. Schäfer, Wahrzeichen, Bd. I. S. 28 hält dieses Bild aber einfach für das Aushängeschild eines vormaligen Bier- oder Kaffeehauses. Ein zweites Wahrzeichen desselben Hauses ist ein Mohr auf einem der Giebel (s. Schäfer Bd. I. S. 230.)


406) Der Bettelborn zu Leipzig.
Ziehnert Bd. III. S. 249.

Der Brunnen vor dem Grimmaischen Thore zu Leipzig nahe bei der Johannisgasse stand von jeher in dem Rufe, daß sein Wasser ganz vorzüglich sei, daher es so viele Menschen holten, daß er fast erschöpft wurde. Um dies zu verhüten, hatte der Stadtrath einst eine Wache dahin gestellt, oder wie Andere sagen, ihn verschlossen. Da man nun aber das Wasser nicht gern entbehren wollte, baten oder bettelten Viele, davon schöpfen zu dürfen. Daher sein Name.


407) Die weiße Frau in der Pfarrwohnung zu St. Thomas.
Mündlich.

Bei den Verfolgungen der Calvinistisch gesinnten Anhänger des bekannten Kanzlers Krell ward auch der Pastor Gundermann zu Leipzig am 15. Novbr. 1591 eingezogen und auf die Pleißenburg gebracht. Seine hochschwangere Frau sah, wie sich der Pöbel auf der Straße um ihn drängte und ihn mißhandelte. Dadurch ward sie tiefsinnig und erhing sich am

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)