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dem breiten Thurme des Rochlitzer Schlosses nach dem Wasser zu stand sonst ein Bild auf Holz geleimt, auf welchem zwei Verliebte, allem Anschein nach vornehme Personen, die mit einander Ringe wechseln, zu sehen waren. Es soll dieses eine Gräfin von Rochlitz sein, die mit einem Abte aus dem Kloster Zschillen einen Liebeshandel unterhielt, hernach aber denselben in die Mulde stürzen ließ, damit ihre Liebe nicht bekannt werden sollte. Von diesem Bilde wird erzählt, es dürfe nicht von der Stelle verrückt werden, wenn es nicht im Schlosse umgehen oder spuken solle.


375) Jemand wird an einen Ort gebannt.
Heine S. 62 sq.

In den Thürmen des Rochlitzer Schlosses, die man vor Zeiten die Rochlitzer Jupen nannte und von ihnen sagte, daß, wer sie anhabe, der erfriere nicht und werde auch nicht von den Wölfen gefressen, lag im J. 1530 ein Böhmischer Edelmann gefangen. Der kam jedoch mit sonderbarer Behendigkeit an einem Strohseile heraus und ward frei. Da hat ein katholischer Pfaffe seine Zauberei gebraucht, daß er nicht fortkommen konnte, ob er schon eine halbe Meile weg gewesen. Der Pfaffe kehrte nämlich die Bilder in der Kirche um, daß sie den Rücken gegen das Volk zu wendeten. Nun sagte der wiedergefangene Edelmann aus, daß er oft einen weiten Weg gegangen und gemeint, er wäre weiter als eine Meile von der Stadt, allein je weiter er gegangen, desto näher wäre er wieder zum Schlosse gekommen. Doch ward ihm hernach das Leben geschenkt.


376) Die wüste Kirche bei Rochlitz.
Heine a. a. O. S. 145 sq.

Bei dem Dorfe Zschauitz in der Nähe von Rochlitz befinden sich die Ruinen einer alten Kirche, von der man sagt,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)