Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 286.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wiederum als Gefangener in die Hände der Ungarn. Diese schenkten ihm als einem Christen die Freiheit.

Hoffnungsvoll kehrte er zur Heimath und zur Gattin zurück, hoch schlug sein Herz, da er Gnandsteins Warte sah. Aber als er an dem Thore seiner Burg Einlaß begehrte, ward er schnöde abgewiesen. Niemand, selbst die Gemahlin, wollte den längst todt Geglaubten wieder erkennen, und in die Besitzungen des Verschollenen hatten sich die Verwandten bereits getheilt. Der von Allen verstoßene Conrad flüchtete sich zu seinem alten Jugendfreund, Hans von Gablenz zu Windischleuba. Dieser erkannte ihn wieder, und da ihm Conrad gewisse geheime Merkmale, die er sowohl, als seine Gemahlin an ihren Körpern hatten, vertraute, so wurde Gablenz der Vermittler zwischen beiden Gatten. Er überzeugte auch bald Gattin und Bruder, der Zurückgekehrte sei wirklich Conrad von Einsiedel. Obgleich nun Conrad die vertheilten und vererbten Güter nicht wieder erhalten konnte, so mußte ihm doch auf Befehl Churfürst Friedrichs des Sanftmüthigen eine anständige Abfindungssumme gewährt werden.

Noch erlebte Conrad das Glück, daß ihm seine Gemahlin, ohngeachtet ihres höheren Lebensalters, eine frohe Nachkommenschaft schenkte.

Conrads Stamm sollte jedoch nicht fortblühen. Nur einer seiner Söhne, Wilhelm, erreichte die Jahre des Mannesalters. Allein auch ihm wurde das heilige Land verderblich. Als er im Jahre 1493 mit Churfürst Friedrich dem Weisen nach Jerusalem pilgerte, verlor er unter Weges auf gewaltsame Weise sein Leben.


321) Der Schlüssel zu Gnandstein.
Mündlich. Ziemlich unsicher erzählt im Sachsengrün 1861 S. 86.

In einem schönen Thale, drei Stunden von der Stadt Borna an der von Leipzig nach Chemnitz führenden Straße schaut weit über die Umgegend das alte Schloß Gnandstein,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)