Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 275.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hat sich aber, weil er oben noch weich und nur unten etwas geharscht gewesen, im Fallen gerollt und ist demnach in den Koth und die Kohlen gefallen, also daß er nicht hat wieder hineingeschoben werden können. Solches ist von Vielen für ein Anzeichen kommender Theuerung gehalten worden.


306) Die Wahrzeichen der Stadt Roßwein.
Curiosa Sax. 1733. S. 122.

In der Stadt Roßwein befindet sich unter dem Rathhause ein öffentlicher Durchgang, der auf der einen Seite sehr weit, auf der andern aber ziemlich enge ist. Da nun alle Bräute durch diesen Gang, wenn sie zur Trauung wollen, nach alt hergebrachter Gewohnheit geführt werden, so nennt man diesen Gang das Brautloch, also daß dies den Reisenden zu einem besondern Kennzeichen dient, daß, wer das Brautloch in Roßwein nicht gesehen, auch niemals in Roßwein gewesen ist. Als zweites Merkmal galt früher der Stadtseiger am Rathhause, an dem bei jedem Stundenschlag ein Kopf nach einem Apfel schnappte, solchen aber nie bekommen konnte. Dergleichen sonderbare Uhren sah man auch zu Großenhayn und Pirna an den Rathhäusern, da am erstern Orte zwei Löwen die Stunden zählten, am letztern aber sich zwei Böcke bei jedem Stundenschlag bewegten.


307) Der Abt im Handwerkshause zu Roßwein.
Ziehnert Bd. III. S. 238 sq. Poetisch beh. bei Segnitz Bd. I. S. 281 sq.

Als der letzte Abt des Klosters Altenzelle, Andreas Schmiedewald aus Roßwein, kurz vor der Säcularisation desselben (1545) selbst seinen Hirtenstab niederlegte, bedachte er mit den Klostergütern auch seine Verwandten und so schenkte er seinem Bruder Anton, Bürgermeister zu Roßwein, das dort befindliche Abthaus, von dem es 1565 der Tuchmacherinnung käuflich überlassen ward, die es als Handwerksinnungshaus

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)