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Mit Jagen, Fahen, Hirsch und Schwein
Vertreibt man hier die Zeit allein,
Wer nun hat Grillen und Mucke,
Der laß sie hinter sich zurucke.[1]

Zuvor ist hier nur Holz gewachsen,
Da baut’ Herzog August zu Sachsen
In einem Jahr dies Jagdhaus behend,
Welches er selbst die Grillenburg nennt’.
Von wegen schwerer Sorg und Gedanken.
Die ihm oblagen und bedrangten,
Und richtet’s an zur Lust und Freud’
D’rum wird man hier der Grillen queit.


293) Die drei Kreuze bei Brand.
Ziehnert Bd. III. S. 108. sq.

Vor dem Bergstädtchen Brand, welches in der Nähe von Freiberg liegt, standen seit uralten Zeiten drei Kreuze. Am 2. Mai des Jahres 1574 wurden statt der ursprünglich hölzernen, welche ganz morsch geworden waren, auf Kosten der Knappschaft und Berggewerke drei steinerne mit Gehäuse und Schieferdach gesetzt. Diese warf den 10. Novbr. 1582 ein heftiger Sturmwind wieder um, wobei eine Magd, die aus Freiberg Semmeln geholt und sich bei den Kreuzen, um auszuruhen, niedergesetzt hatte, von den Werkstücken erschlagen ward. Am 29. Juli 1608 wurden sie abermals erneuert und standen lange unversehrt, bis der Sturm vom 10. Novbr. 1800 wieder zwei von ihnen umstürzte. Jetzt stehen drei hölzerne Kreuze, jedes gegen neun Ellen hoch.

Als Entstehungsursache dieser Kreuze erzählt man aber Folgendes. In einem Kriege, Niemand weiß in welchem, ist Freiberg belagert worden und hat eine große Summe als Brandschatzung geben sollen, diese aber nicht gleich aufbringen können, also drei Rathsherrn als Geiseln gestellt. Weil ihnen


  1. Bis hierher scheint das Sprüchlein von Churfürst August selbst zu sein, die folgenden Verse sind offenbar von einem spätern Verfasser.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)