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Rom gefangen, gedeutet worden, Melanchthon aber (Epist. ad Camerarium p. 22) meinte, daß durch dieses Kalb die Verderbniß der lutherischen Lehre in fleischliche und verderbliche Meinungen, wie sie zu selbiger Zeit im Schwunge gewesen, angezeigt worden, inmaßen auch bald hierauf ein Schwein zu Halle in den Osterfeiertagen ein Ferklein geworfen, welches einem Pfaffen in Gestalt des damaligen Habits ganz ähnlich gesehen. Es hat aber gedachtes Mönchskalb die Autorität der Geistlichen, so dem Papste zugethan gewesen, sehr verringert, also daß auch die Bergleute ein besonderes schimpfliches Lied davon gedichtet und dasselbe den Mönchen und Pfaffen zu Spott und Hohn lange Zeit allhier gesungen mit Bezug darauf, daß der Fleischer mit Vorbedacht und Willen das Fleisch von der Kuh, in welcher man das besagte Mönchskalb gefunden, Niemandem als den Canonicis, Mönchen und andern Geistlichen gelassen und solche dasselbe unbewußt verzehrt haben.


280) Der Affe mit dem Kinde zu Freiberg.
Moller a. a. O. Th. II. S. 185 sq. Poet. beh. b. Segnitz Bd. I. S. 111.

Am 3. September des Jahres 1528 hat sich zu Freiberg ein Affe auf dem Schlosse losgerissen und ist durch das Hinterthor in ein nahe dabei stehendes Haus hineingeschlichen, wo er ein Kind, so noch in Windeln gewickelt gewesen, aus der Wiege genommen und damit fortgelaufen. Als man ihm nun nachgesetzt und die Gassen und Wege in der Stadt verlegt,


Wittenb. 1523. 4. Der Papstesel, ein Monstrum mit einem Eselskopfe, mit einem weiblichen, mit Schuppen bedeckten Leibe, mit Ochsenfuß und Vogelklauen, statt der rechten Hand einen Eselsfuß, mit der Unterschrift: Monstrum Romae inventum mortuum in Tiberi Anno 1496, bildet auch Bl. 1. des Cranach’schen Holzschnittwerkes: das Papstthum von 1545 (beschr. im Allg. Lit. Anz. Bd. IV. S. 94 sq. Serapeum 1841 S. 33. sq. Chr. Schuchardt, L. Cranach und seine Werke. Leipzig 1851. Bd. II. S. 248. sq.) Der Papstesel, das Mönchskalb und der Säupfaffe sind abgebildet bei Lycosthenes, Wunderwerk S. CCCCLX. u. CCCCLXXIII. S. a. Seidemann, Beitr. z. Reform.-Gesch. Bd. I. p. 200. sq.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)