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um diesen Zauber aufzuheben, so wird in dem oben angeführten Buche S. 126 Folgendes angegeben: „Kreuch dreymal rücklings vorne um das (verzauberte) Loch, wenn es nicht aufgethan, so ist’s auf jener Seite verthan worden und so hast Du es auf dieser Seite noch einmal verthan: So gehe und kreuch auf jener Seite sechsmal rücklings herum, so thust Du jenes und Deines auf, dann wirst Du es recht finden, also kannst Du auch alle anderen Sachen, die verthan sind, wieder aufmachen, sie mögen verzaubert sein wie sie wollen.“ Weiter (S. 125) wird von einem Goldschmied in Ungarn erzählt, er habe bezauberte Erze also aufthun können, er habe den Neumond beobachtet, und wenn dieser am Freitag früh einfiel, da schnitt er ein noch warmes, neubackenes Brod auf, griff dreimal im Namen der h. Dreifaltigkeit hinein und nahm soviel Brosamen, als er erfassen konnte. Wenn ihm nun solch bezaubertes Golderz gebracht ward, um es zu tractiren, sott er es erst in Menschenurin gehörig ab, procedirte dann wie gewöhnlich und brauchte dazu die vorgenannten Brosamen. Einst hat ihm Jemand ein Stück Golderz, das verzaubert war, gebracht und hat sich mit der Hälfte des Werthes begnügt, den jener ihm auch gegeben hat.

Jedenfalls sind die Wahlen bergverständige Leute gewesen und deshalb hat der Aberglaube sie zu Zauberern und Teufelsbannern gestempelt. So wird (S. 128) folgende Geschichte erzählt. Im J. 1469 starb zu Eger Sigismund Wann, der eine Venetianerin Katharina, eine geborne Wahlin auf seiner Wanderschaft geheirathet, welche die Kunst, das Gold vom Zinne zu scheiden, von ihren Eltern gelernt hatte, und da sie mit gedachtem ihrem Manne nach Wunsiedel gezogen, hat sie daselbst mit großem Nutzen es practicirt und sind sie um viele tausend Thaler reich geworden, so daß sie im Jahre 1439 das Hospital zu Wunsiedel, das arme Brüderhaus, gestiftet mit zwölf Brüdern, die mit Beten, Kirchengehen und andern guten Werken den Orden führen sollten, dahin seine Grabschrift führt, die also lautet:

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)